33.

[468] Ein Geistlich Lied von unser heiligen Tauffe, darin fein kurtz gefasset, was sie sey? Wer sie gestifftet habe? Was sie nütze? etc.


D. Mart. Luther.


Christ unser Herr zum Jordan kam

nach seines Vater willen,

Von S. Johans die Tauffe nam,

Sein werck und ampt zurfüllen.[468]

Da wolt er stifften uns ein Bad,

Zu waschen uns von sünden,

Erseuffen auch den bittern Tod

Durch sein selbs Blut und Wunden,

Es galt ein newes Leben.


So hört und mercket alle wol,

Was Gott heisst selbs die Tauffe,

Und was ein Christen gleuben sol

Zu meyden Ketzer hauffen.

Gott spricht und wil, das wasser sey,

Doch nicht allein schlecht Wasser,

Sein heiligs Wort ist auch dabey

Mit reichem Geist on massen,

Der ist alhie der Tauffer.


Sölchs hat er uns beweiset klar

Mit Bilden und mit Worten.

Des Vaters stim man offenbar

Daselbs am Jordan horte.

Er sprach, Das ist mein lieber Son,

An dem ich hab gefallen,

DEN wil ich Euch befolhen han,

Das jr IN höret Alle

Und folget seinem Leren.


Auch Gottes Son hie selber steht

In seiner zarten Menscheit.

Der heilig Geist ernider fert

In Taubenbild verkleidet.

Das wir nicht sollen zweiueln dran,

Wenn wir getauffet werden,

All drey Person getauffet han,

Da mit bey uns auff Erden

Zu wohnen sich ergeben.


Sein Jünger heisst der Herre Christ,

Geht hin all Welt zu leren,

Das sie verlorn in Sünden ist,

Sich sol zur Busse keren.[469]

Wer gleubet und sich teuffen lesst,

Sol dadurch selig werden,

Ein newgeborner Mensch er heisst,

Der nicht mehr könne sterben.

Das Himelreich sol erben.


Wer nicht gleubt dieser grossen Gnad

Der bleibt in seinen Sünden

Und ist verdampt zum ewigen Tod

Tieff in der Hellen grunde.

Nicht hilfft sein eigen heiligkeit,

All sein Thun ist verloren,

Die Erbsünd machts zur nichtigkeit,

Darin er ist geboren,

Vermag jm selbs nichts helffen.


Das Aug allein das Wasser siht,

Wie Menschen Wasser giessen,

Der Glaub im Geist die krafft versteht

Des Blutes Jhesu Christi.

Und ist für im ein rote Flut,

Von Christus Blut geferbet,

Die allen Schaden heilen thut,

Von Adam her geerbet,

Auch von uns selbs begangen.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 35, Weimar 1888 ff., S. 468-470.
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