I.

Jesajas Berufungsvision. In der Mitte: Gott thront, von Seraphim umgeben, über dem Tempel, den er von oben her mit seinem Mantel bedeckt und aus dem Rauchwolken emporquellen. Im Vordergrund links: Ein Seraph berührt Jesajas Mund, um ihn zu entsühnen, mit einer in einer Zange gehaltenen glühenden Kohle; rechts: Jesaja predigt zu den Verstockten (Jes. 6,1-10). Im Hintergrund links: Kreuztragung und Golgatha (ebd. 53,7f.; vgl. Apg. 8,30 bis 35); rechts: Gleichnis vom unfruchtbaren Weinberg (Jes. 5,1-7).
Jesajas Berufungsvision. In der Mitte: Gott thront, von Seraphim umgeben, über dem Tempel, den er von oben her mit seinem Mantel bedeckt und aus dem Rauchwolken emporquellen. Im Vordergrund links: Ein Seraph berührt Jesajas Mund, um ihn zu entsühnen, mit einer in einer Zange gehaltenen glühenden Kohle; rechts: Jesaja predigt zu den Verstockten (Jes. 6,1-10). Im Hintergrund links: Kreuztragung und Golgatha (ebd. 53,7f.; vgl. Apg. 8,30 bis 35); rechts: Gleichnis vom unfruchtbaren Weinberg (Jes. 5,1-7).

1DJs ist das Gesichte Jesaja des sons Amoz /welchs er sahe von Juda vnd Jerusalem / Zur zeit Vsia / Jotham / Ahas vnd Jehiskia der könige Juda.

2HOret jr Himel / vnd Erde nim zu ohren / Denn der HERR redet. Jch habe Kinder aufferzogen vnd erhöhet / Vnd sie sind von mir abgefallen. 3Ein Ochse kennet seinen Herrn / vnd ein Esel die krippe seines Herrn / Aber Jsrael kennets nicht / vnd mein Volck vernimpts nicht. 4O Weh des sundigen Volcks / des Volcks von grosser missethat / des boshafftigen Samens / der schedlichen1 Kinder / Die den HERRN verlassen / den Heiligen in Jsrael lestern / weichen zu rück.

5WAs sol man weiter an euch schlahen / so jr des abweichens nur deste mehr machet? Das gantze Heubt ist kranck / das gantze Hertz ist matt. 6Von der fussolen bis auffs Heubt / ist nichts gesundes an jm / Sondern wunden vnd strimen vnd eiterbeulen / die nicht gehefftet noch verbunden / noch mit öle gelindert sind. 7Ewer Land ist wüste / ewer Stedte sind mit fewr verbrant. Frembde verzeren ewer ecker fur ewren augen / vnd ist wüste / als das / so durch Frembde verheeret ist. 8Was aber noch vbrig ist / von der tochter Zion / ist wie ein Heuslin im Weinberge / wie eine Nachthütte in den Kürbisgarten / wie eine verheerete Stad. 9Wenn vns der HERR Zebaoth nicht ein wenigs liesse vberbleiben / So weren wir wie Sodom /vnd gleich wie Gomorra.


10HOret des HERRN wort / jr Fürsten von Sodom / Nim zu ohren vnsers Gottes gesetz / du volck von Gomorra. 11Was sol mir die menge ewer Opffer? spricht der HERR / Jch bin sat der Brandopffer von Widern / [6a] vnd des fetten von den gemesten / vnd hab keine lust zum blut der farren / der lemmer vnd böcke. 12Wenn jr er ein komet zu erscheinen fur mir / Wer foddert solches von ewern henden / das jr auff meinen vorhoff trettet? 13Bringet nicht mehr Speisopffer so vergeblich. Das Reuchwerg ist mir ein grewel / Der Newmonden vnd Sabbath / da jr zusamen komet / vnd mühe2 vnd angst habt / der mag ich nicht. 14Meine Seele ist feind ewren Newmonden vnd Jarzeiten / ich bin der selbigen vberdrüssig / ich bins müde zu leiden. 15Vnd wenn jr schon ewer Hende ausbreitet / verberge ich doch meine Augen von euch / Vnd ob jr schon viel betet / höre ich euch doch nicht / Denn ewer Hende sind vol bluts. Jere. 6; Amos. 5; Jnf. 59.

16WAsschet / reiniget euch / thut ewer böses wesen von meinen augen. Lasst ab vom Bösen / 17lernet Gutes thun / trachtet nach Recht3. Helfft den Verdruckten / Schaffet dem Waisen recht / vnd helffet der Widwen sachen / 18So kompt denn vnd lasset vns miteinander rechten / spricht der HERR. Wenn ewer Sünde gleich blutrot ist / sol sie doch schneweis werden / Vnd wenn sie gleich ist wie rosinfarbe / sol sie doch wie wolle werden. 19Wolt jr mir gehorchen / so solt jr des Landes gut geniessen. 20Wegert jr euch aber vnd seid vngehorsam / So solt jr vom Schwert gefressen werden / Denn der Mund des HERRN sagets.


21WJE gehet das zu / das die frome Stad zur Hurn worden ist? Sie war vol Rechts / Gerechtigkeit wonet drinnen / Nu aber Mörder. 22Dein Silber ist Schawm worden / vnd dein Getrencke mit wasser vermisschet. 23Deine Fürsten sind abtrünnige vnd Diebsgesellen / Sie nemen alle gerne Geschencke / vnd trachten nach Gaben / Dem Waisen schaffen sie nicht recht / vnd der Widwen sache kompt nicht fur sie. Jere. 5.

24DARumb spricht der HErr HERR Zebaoth / der Mechtige in Jsrael / O Weh ich werde mich trösten durch meine Feinde4 / vnd mich rechen durch meine Feinde. 25Vnd mus meine Hand wider dich keren /vnd deinen schawm auffs lauterst fegen / vnd alle dein Zyn wegthun / 26Vnd dir wider Richter geben / wie zuuor waren / vnd Ratherrn wie im anfang. Als denn wirstu eine Stad der Gerechtigkeit / vnd eine frome stad heissen. 27Zion mus durch Recht erlöset werden / vnd jre Gefangen durch Gerechtigkeit / 28Das die Vbertretter vnd Sünder mit einander zubrochen werden / vnd die den HERRN verlassen / vmbkomen. 29Denn sie müssen zuschanden werden vber den Eichen / da jr lust zu habt / vnd schamrot werden vber den Garten / die jr erwelet. 30Wenn jr sein werdet /wie eine Eiche mit dürren blettern / vnd wie ein Garte on wasser. 31Wenn der Schutz5 wird sein wie werg /vnd sein Thun6 wie ein Funcke / vnd beides miteinander angezündet werde / das niemand lessche.


1 Die beide mit falscher lere vnd abgöttischem Exempeln / die Leute verfüreten vnd verderbeten.

2 Das sind die zwey stücke des Teufels / Lügen vnd mord. Oder falsche lere / vnd vnrechter Bann.

3 Gott mus jmer vnrecht thun / sind wir doch From / Warumb straffestu vns denn so hart? Es ist die straffe vnser schuld nicht.

4 Das ist / meine Feinde die Chaldeer vnd ander Könige / müssen mich rechen an meinem Volck.

5 Jst jr Abgott.

6 Jst jr Gottesdienst vnd Abgöterey / wie alle Gottlosen haben.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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