XXXVIII.

Der von der Gloriole umgebene Prophet Jeremia wird wegen seiner Reden an Seilen in die Schlammgrube hinuntergelassen (Jer. 38,6).
Der von der Gloriole umgebene Prophet Jeremia wird wegen seiner Reden an Seilen in die Schlammgrube hinuntergelassen (Jer. 38,6).

1ES höreten aber Saphatja der son Mathan / vnd Gedalja der son Pashur / vnd Juchal der son Selemja /vnd Pashur der son Malchia / die Rede / so Jeremia zu allem Volck redet / vnd sprach / 2So spricht der HERR / Wer in dieser Stad bleibt / der wird durch Schwert / Hunger vnd Pestilentz / sterben müssen /Wer aber hinaus gehet zu den Chaldeern / der sol lebend bleiben / vnd wird sein Leben / wie eine Beute dauon bringen. 3Denn also spricht der HERR / Diese Stad sol vbergeben werden dem Heer des königes zu Babel / vnd sollen sie gewinnen.

4DA sprachen die Fürsten zum Könige / Las doch diesen Man tödten / Denn mit der weise wendet er die Kriegsleute abe / so noch vbrig sind in dieser Stad /Des gleichen das gantze Volck auch / weil er solche wort zu jnen sagt / Denn der Man sucht nicht / was zum friede diesem Volck / sondern was zum vnglück dienet. 5Der könig Zedekia sprach / Sihe / Er ist in ewern henden / Denn der König kan nichts wider euch. 6Da namen sie Jeremia vnd worffen jn in die [58a] Gruben Malchia des sons Hamelech / die am Vorhofe des gefengnis war / vnd liesen jn anseilen hinab in die Gruben / da nicht wasser / sondern schlam war / Vnd Jeremia sanck in den Schlam.


7ALS aber EbedMelech der Mor / ein Kemerer ins / Königshause / höret / das man Jeremia hatte in die Gruben geworffen / vnd der König eben sas im thor BenJamin. 8Da gieng EbedMelech aus des Königes hause / vnd redet mit dem Könige / vnd sprach / 9Mein herr König / Die Menner handeln vbel mit dem Propheten Jeremia / das sie jn haben in die Gruben geworffen / da er mus Hungers sterben / Denn es ist kein Brot mehr in der Stad.

10DA befalh der König EbedMelech dem Moren /vnd sprach / Nim dreissig Menner mit dir von diesen / vnd zeuch den Propheten Jeremia aus der Gruben / ehe denn er sterbe. 11Vnd EbedMelech nam die Menner mit sich / vnd gieng ins Königshaus / vnter die Schatzkamer / vnd nam daselbst zurissen vnd vertragene alte Lumpen / vnd lies sie an einem Seil hin ab zu Jeremia in die Gruben. 12Vnd EbedMelech der Mor / sprach zu Jeremia / Lege diese zurissen vertragene alte Lumpen vnter deine Achsel vmb das seil /Vnd Jeremia thet also. 13Vnd sie zogen Jeremia er auff aus der Gruben an den stricken / Vnd bleib also Jeremia im Vorhofe des gefengnis.


14VND der könig Zedekia sandte hin / vnd lies den Propheten Jeremia zu sich holen / vnter den dritten Eingang am Hause des HERRN. Vnd der König sprach zu Jeremia / Jch wil dich etwas fragen / Lieber / verhalte mir nichts. 15Jeremia sprach zu Zedekia / Sage ich dir etwas / so tödtestu mich doch /Gebe ich aber einen Rat / so gehorchestu mir nicht.16Da schwur der könig Zedekia / dem Jeremia heimlich vnd sprach / So war der HERR lebt / der vns diese Seele gemacht hat / so wil ich dich nicht tödten /noch den Mennern in die hende geben / die dir nach deinem Leben stehen.

17VND Jeremia sprach zu Zedekia / so spricht der HERR der Gott Zebaoth / der Gott Jsrael / Wirstu hinaus gehen zu den Fürsten des Königes zu Babel /So soltu leben bleiben / vnd diese Stad sol nicht verbrand werden / Sondern du vnd dein Haus sollen bey leben bleiben. 18Wirstu aber nicht hinaus gehen zu den Fürsten des königes zu Babel / So wird diese Stad den Chaldeern [58b] in die hende gegeben / vnd werden sie mit Fewr verbrennen / vnd du wirst auch nicht jren Henden entrinnen. 19Der könig Zedekia sprach zu Jeremia / Jch besorge mich aber / das ich den Jüden / so zu den Chaldeern gefallen sind / möcht vbergeben werden / das sie mein spotten.

20JEremia sprach / Man wird dich nicht vbergeben / Lieber / gehorche doch der stimme des HERRN / die ich dir sage / So wird dirs wolgehen /vnd du wirst lebend bleiben. 21Wirstu aber nicht hinaus gehen / So ist dis das wort / das mir der HERR gezeigt hat. 22Sihe / alle Weiber die noch vorhanden sind in dem Hause des königes Juda / werden hin aus müssen zu den Fürsten des Königes zu Babel / Die selbigen werden denn sagen / Ah / deine Tröster haben dich vberredt vnd verfürt / vnd in schlam gefurt / vnd lassen dich nu stecken. 23Also werden denn alle deine Weiber vnd Kinder hinaus müssen zu den Chaldeern / vnd du selbest wirst jren henden nicht entgehen / Sondern du wirst vom Könige zu Babel gegriffen / vnd diese Stad wird mit Fewr verbrennet werden.


24VND Zedekia sprach zu Jeremia / Sihe zu / das niemand diese rede erfare / so wirstu nicht sterben. 25Vnd obs die Fürsten erfüren / das ich mit dir geredt habe / vnd kemen zu dir / vnd sprechen / Sage an /was hastu mit dem Könige geredt / leugne es vns nicht / so wollen wir dich nicht tödten / vnd was hat der König mit dir geredt? 26So sprich / Jch hab den König gebeten / das er mich nicht widerumb liesse ins Jonathan haus füren / ich möcht daselbs sterben.

27DA kamen alle Fürsten zu Jeremia / vnd fragten jn / Vnd er saget jnen / wie jm der König befolhen hatte / Da liessen sie von jm / weil sie nichts erfaren kundten. 28Vnd Jeremia bleib im Vorhofe des gefengnis / Bis auff den tag / da Jerusalem gewonnen war.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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