XXXII.

26MEin Kind / gehorche mir / vnd verachte mich nicht / Das dich zuletzt meine wort nicht treffen. 27Nim dir etwas fur zu erbeiten / So widerferet dir keine Kranckheit.


28EJnen kostfreien Man / loben die Leute / vnd sagen / Er sey ein ehrlicher Man / Vnd solches ist ein guter rhum. 29Aber von einem kargen Filtze / redet die gantze Stad vbel / vnd man saget recht daran.

30SEy nicht ein Weinseuffer / Denn der Wein bringet viel Leute vmb.

31DJe esse prüfet das gelötet Eisenwerg / Also prüfet der Wein / der freueln hertzen / wenn sie truncken sind.

32DEr Wein erquickt den Menschen das Leben /so man jn messiglich trinckt / 33Vnd was ist das Leben / da kein wein ist? 34Der wein ist geschaffen /das er Menschen frölich sol machen. 35Der wein / zur notdurfft getruncken / erfrewet Leib vnd Seel / 36Aber so man sein zu viel trincket / bringet er das hertzleid.

37DJe Trunckenheit macht einen tollen Narren noch töller / 38Das er trotzt vnd pocht / Bis er wol geblewet / geschlagen vnd verwund wird. [193b]

39SChilt deinen Nehesten nicht beim Wein / vnd schmehe jn nicht in seiner Freude / 40Gib jm nicht böse wort / vnd begegne jm nicht mit harter rede.

1Sondern halt dich gleich wie sie / vnd richte dich nach jnen / so sitzestu recht / 2Vnd gib dazu was dir gebürt / wiltu mit sitzen. 3Auff das sie mit dir frölich sein mügen / Da mit du die Ehre dauon kriegst / das man dich einen sittigen / holdseligen Man heisset.

4DEr Elteste sol reden / Denn es gebüret jm / als der erfaren ist. 5Vnd jrre die Spieleute nicht / 6Vnd wenn man Leider singet / so wassche nicht drein / vnd spare deine weisheit / bis zur andern zeit. 7Wie ein Rubin in feinem Golde leucht / Also zieret ein Gesang das mahl. 8Wie ein Smaragd in schönem Golde stehet / 9Also zieren die Lieder beim guten wein.

10EJn Jüngling mag auch wol reden ein mal oder zwey / wens jm not ist. 11Vnd wenn man jn fragt / sol ers kurtz machen / 12Vnd sich halten / als der nicht viel wisse / vnd lieber schweige. 13Vnd sol sich nicht den Herrn gleich achten / Vnd wenn ein Alter redet /nicht drein wasschen. 14Donner bringt grossen Blitz1 / Schame macht grosse gunst.

15STehe auch bey zeit auff / vnd sey nicht der letzte / 16Sondern gehe eilend heim vnd spiel da selbst /vnd thu was du wilt. Doch das du nichts vbel thust /vnd niemand pochest2 / 17Sondern dancke fur das alles dem / der dich geschaffen / vnd mit seinen Gütern gesettiget hat.


1 Der Blitz macht fur dem Donner her / alles vol liechts plötzlich / Also macht schame bald gunst bey jederman. Denn alle Welt liebt ein jung Mensch / so es schamhafftig ist. Vnd widerumb ist alle Welt feind / der vnuerschampten jugent.

2 Das Gesinde oder Frawen schlahest / Sondern spiele / das ist / Sey frölich mit jnen.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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