III.

1SO ermane nu euch ich Gefangener in dem HErrn / Das jr wandelt / wie sichs gebürt ewrem Beruff / darinnen jr beruffen seid / 2mit aller demut vnd sanfftmut / mit gedult / Vnd vertraget einer dem andern in der Liebe / 3Vnd seid vleissig zu halten die einigkeit im Geist / durch das band des friedes. 4Ein Leib vnd ein Geist / Wie jr auch beruffen seid / auff einerley Hoffnung ewers beruffs. 5Ein HErr / [362a] ein Glaube / ein Tauffe / 6ein Gott vnd Vater (vnser) aller / der da ist vber euch alle / vnd durch euch allen /vnd in euch allen.


7EJnem jglichen aber vnter vns ist gegeben die Gnade / nach dem mass der gabe Christi. 8Darumb spricht er / Er ist auffgefaren in die Höhe / Vnd hat das Gefengnis1 gefangen gefüret / Vnd hat den Menschen Gaben gegeben. 9Das er aber auffgefaren ist / was ists? 10Denn da er zuuor ist hinunter gefaren in die vntersten Orter der erden. Der hinunter gefaren ist / das ist derselbige / der auffgefaren ist vber alle Himel / Auff das er alles erfüllet2.

11VND er hat etliche zu Apostel gesetzt / etliche aber zu Propheten / etliche zu Euangelisten / etliche zu Hirten vnd Lerer / 12das die Heiligen zugerichtet3 werden zum werck des Ampts / da durch der leib Christi erbawet werde / 13Bis das wir alle hinan komen / zu einerley glauben vnd erkenntnis des Sons Gottes / vnd ein volkomen Man werden / der da sey in der masse des volkomenen alters Christi / 14Auff das wir nicht mehr Kinder seien / vnd vns wegen vnd wigen lassen / von allerley wind der Lere / durch schalckheit4 der Menschen vnd teuscherey / da mit sie vns erschleichen zu verfüren.

15LAsset vns aber rechtschaffen sein in der Liebe /vnd wachsen in allen stücken / an den / der das Heubt ist / Christus / 16aus welchem der gantze Leib zusamen gefüget / vnd ein Glied am andern hanget / durch alle Gelencke / da durch eins dem andern Handreichung thut / nach dem werck eines jglichen Gliedes /in seiner masse / vnd machet / das der Leib wechset zu sein selbs besserung / vnd das alles in der Liebe.


17SO sage ich nu / vnd zeuge in dem HErrn / das jr nicht mehr wandelt wie die andern Heiden wandeln /in der eitelkeit jres sinnes / 18welcher verstand verfinstert ist / vnd sind entfrembdet von dem Leben / das aus Gott ist / durch die vnwissenheit / so in jnen ist /durch die Blindheit jres hertzen / 19welche Ruchlos sind / vnd ergeben sich der Vnzucht / vnd treiben allerley Vnreinigkeit sampt dem Geitz. 20Jr aber habt Christum nicht also gelernet / 21so jr anders von jm gehöret habt / vnd in jm geleret seid / wie in Jhesu ein rechtschaffen wesen ist.

22SO leget nu von euch ab / nach dem vorigen wandel / den alten Menschen / der durch Lüste im jrthum sich verderbet. 23Ernewert euch aber im geist ewers gemüts / 24vnd ziehet den newen Menschen an / der nach Gott geschaffen ist / in rechtschaffener Gerechtigkeit vnd Heiligkeit. 25Darumb leget die Lügen ab / vnd redet die Warheit ein jglicher mit seinem Nehesten / sintemal wir vnternander Glieder sind. 26Zürnet / vnd sündiget nicht / Lasset die Sonne nicht vber ewrem Zorn vntergehen. 27Gebet auch nicht raum dem Lesterer. 28Wer gestolen hat / der stele nicht mehr / Sondern erbeite / vnd schaffe mit den henden etwas gutes / Auff das er habe zu geben dem Dürfftigen. Psal. 4.

29LAsset kein faul Geschwetz aus ewrem munde gehen / sondern was nützlich zur besserung ist / da es not thut / das es holdselig sey zu hören. 30Vnd betrübet nicht den heiligen geist Gottes / damit jr versiegelt seid / auff den tag der erlösung. 31Alle bitterkeit vnd grim / vnd zorn / vnd geschrey / vnd lesterung sey ferne von euch / sampt aller bosheit. 32Seid aber vnternander freundlich / hertzlich / vnd vergebet einer dem andern / Gleich wie Gott euch vergeben hat / in Christo.


1 Das ist / die Sünde / Tod vnd Gewissen / das sie vns nicht fahen noch halten mögen.

2 Das er alles in allen dingen wircke vnd on jn nichts gethan / geredt noch gedacht werde.

3 Das ist / wolgerüst / vnd allenthalben versorget vnd zubereit / das nichts feile zum Ampt der Christenheit etc.

4 Das ist / Wie die Spitzbuben mit dem würffel vmbgehen / Also gehen die mit der Schrifft vmb / die Menschenlere fur geben.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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