Vorrede auff die Episteln S. Jacobi vnd Jude.

DJese Epistel S. Jacobi wiewol sie von den Alten verworffen ist / lobe ich / vnd halte sie doch fur gut /Darumb / das sie gar kein Menschenlere setzt / vnd Gottes gesetz hart treibet. Aber / das ich meine meinung drauff stelle / doch on jedermans nachteil /Achte ich sie fur keines Apostels schrifft / Vnd ist das meine vrsache.

AVffs erste / Das sie stracks wider S. Paulum vnd alle andere Schrifft / den wercken die Gerechtigkeit gibt / vnd spricht / Abraham sey aus seinen wercken gerecht worden / da er seinen Son opffert. So doch S. Paulus Rom. iiij. da gegen leret / Das Abraham on werck sey gerecht worden / allein durch seinen glauben / Vnd beweiset das mit Mose Gen. xv. ehe denn er seinen Son opffert. Ob nu dieser Epistel wol möchte geholffen / vnd solcher Gerechtigkeit der werck eine glose funden werden / kan man doch sie darinne nicht schützen / das sie den spruch Mose Gen. xv. (welcher allein von Abrahams glauben / vnd nicht von seinen wercken sagt / wie jn S. Paulus / Rom. iiij. Füret) doch auff die werck zeucht / Darumb dieser mangel schleusst / das sie keines Apostels sey.

AVffs ander / das sie wil Christenleute leren / vnd gedenckt nicht ein mal in solcher langer lere / des leidens / der aufferstehung / des geistes Christi. Er nennet Christum etlich mal / Aber er leret nichts von jm /sondern sagt von gemeinem glauben an Gott. Denn das Ampt eines rechten Apostels ist / das er von Christus leiden vnd aufferstehung vnd Ampt predige / vnd lege desselbigen glaubensgrund / Wie er selbs sagt Johan. xv. Jr werdet von mir zeugen. Vnd darinne stimmen alle rechtschaffene heilige Bücher vber eins /das sie alle sampt Christum predigen vnd treiben. Auch ist das der rechte Prüfestein alle Bücher zu [392a] taddeln / wenn man sihet / ob sie Christum treiben oder nicht / Sintemal alle schrifft Christum zeiget / Rom iij. Vnd S. Paulus nichts denn Christum wissen wil j. Corin. ij. Was Christum nicht leret / das ist noch nicht Apostolisch / wens gleich S. Petrus oder Paulus leret. Widerumb / was Christum prediget / das were Apostolisch / wens gleich Judas / Hannas / Pilatus / vnd Herodes thet.

ABer dieser Jacobus thut nicht mehr / denn treibet zu dem Gesetz vnd seinen wercken / vnd wirfft so vnördig eins ins ander / Das mich düncket / es sey jrgent ein gut frum Man gewesen / der etliche Sprüche von der Aposteln Jünger gefasset / vnd also auffs Papir geworffen hat. Oder ist vieleicht aus seiner predigt von einem andern beschrieben. Er nennet das Gesetz / ein gesetz der freiheit / So es doch S. Paulus ein Gesetz der knechtschafft / des zorns / des tods / vnd der sünde nennet.

VBer das / füret er die sprüche S. Petri / Die Liebe bedeckt der sünde menge. Jtem / Demütiget euch vnter die hand Gottes. Jtem / S. Paulus spruch Gala. v. Den Geist gelüstet wider den hass. So doch S. Jacobus zeitlich von Herodes zu Jerusalem vor S. Peter getödtet war / Das wol scheinet / wie er lengest nach S. Peter vnd Paul gewesen sey.

SVmma / Er hat wollen denen wehren / die auff den glauben on werck sich verliessen / vnd ist der sachen zu schwach gewesen / Wil es mit dem Gesetz treiben ausrichten / das die Apostel mit reitzen zur Liebe ausrichten. Darumb kan ich jn nicht vnter die rechten Heubtbücher setzen / Wil aber damit niemand wehren / das er jn setze vnd hebe / wie es jn gelüstet /Denn viel guter Sprüche sonst darinne sind.

DJe Epistel aber S. Judas / kan niemand leugnen /das sie ein auszug oder abschrifft ist S. Peters ander Epistel / so der selbigen alle wort fast gleich sind. Auch so redet er von den Aposteln / als ein Jünger lengest hernach. Vnd füret auch Sprüche vnd Geschicht die in der Schrifft nirgent stehen / welchs auch die alten Veter beweget hat / diese Epistel aus der Heubtschrifft zu werffen. Da zu so ist der Apostel Judas in Griechische sprache nicht komen / sondern in Persenland / als man sagt / Das er ja nicht Griechisch geschrieben hat. Darumb / ob ich sie wol preise / ists doch eine vnnötige Epistel / vnter die Heubtbücher zu rechen / die des glaubens Grund legen sollen. [392b]


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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