Achte Scene.

[22] Apollo, Merkur, Götter, Göttinnen, Vorige.


CHOR.

Ist der Olymp denn ein Bierhaus geworden,

Das ist doch wahrlich eine Schand und ein Noth.

Das ist ein Lärmen, als wollt' man sich morden,

So hausen Trager; doch uns bringt es Spott.


Bringen sie auseinander.


APOLLO.

Auf der Welt glauben s' es ist ein Donnerwetter,

Und es ist doch nur ein Kampfel der Götter.

Alles lauft schon unten mit Paraplüs herum,

Es fürchtet den Regen das menschliche Publicum,

Wenn sie's wüßten, daß die Götter sich zausen,[22]

Das wär' dem Volk lieber, als im Prater eine Jausen!

Aber, du Jupiter, sollst so was nicht leiden!

JUPITER.

Ich will mich angreifen und will entscheiden.

Der ganze Streit kommt her wegen einem Harfenisten,

Dem sein Weib gestorben ist.


Nießt.


Wir nießten!

Nun?

ALLE.

Zur Gesundheit, Eure Göttlichkeit!

JUPITER.

Gratias. – Ich will also heut

Selber zum Pluto hinuntersteigen, die Sach untersuchen,

Will der Kerl sein Weib haben, uns darf er nicht fluchen –

So kann ers mitnehmen, es wird nicht lang währen,

Wird er ihren Tod selber wieder begehren.

Meine Herrn, wer ist heute von der Suite?

Der kein Pferd hat, geht zu Fuß mit.


Alle ab, außer Juno.


Arie.


JUNO.

Weiber, lernt von mirs regieren,

Spant die Männer recht in Bock –

Alle müssen sie pariren,

Zittern üvor n' Weiberrock –

S' wär 'ne Schand für alle Weiber,

Hätten wir das Recht nicht ganz –

Macht's nur wie die Bärentreiber,

Und sie lernen jeden Tanz!

Was wär das für eine Freude,

Alle Männer so zu sehn –

Wie sie alle – weiß wie Kreide.

Unter dem Pantoffel stehn –

Siege bringen kleine Kämpfe,

Eure Herrschaft wird zum Spruch –[23]

Fallt in Ohnmacht – krieget Krämpfe,

Bey dem kleinsten Widerspruch.


Ab.


Quelle:
Carl Meisl: Theatralisches Quodlibet, Pesth 1820, S. 22-24.
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