Der fünfft buntgnoß.

Ein ermanung zů aller oberkeit tütscher nation / das sie den predigstůl reformieren.

[133] Ich sihe wol, das ich recht bin kumen

Zů disen weisen vnd frumen,

Das ich auch etwas bring herfier,

Wie man die cantzel reformier,

Das man nichtz dan gottes wort predig,[134]

Mit böser ler kein cristen schedig.

Der pfaff sol nit me von dem tüffel sagen,

Oder vber sein geselschafft klagen,

Das hellisch feüer; was hat er gethon,

Das wir in also schelten lon?

Den tüffel dörffen ir vnß nit verbieten,

Wan wir vns möchten vor euch hieten.

Wir wolten etwa als die frumen

Mit dem tüffel naher kumen.

Ir sollen vnß nit ms predigen al,

Wa vnsere genß ston in dem stal;

Wir wöllen sie wol selber finden,

Ir dörffen sie vnß also nit verkünden,

Offenlich vff der cantzel ston

Vnd sagen, wa ir es haben gelon.

Ir haben vil von der hellen gesagt

Vnd lange iar von dem fegfeur klagt,

Wie das sie sein ietz warm, ietz kalt,

Zanklepffen, schne den manigfalt,

Wie vnsere feüer hie vff erden

Durch ir feüer möcht gelöscht werden,

Vnd haben so offenlich lügin gethon,

Das man das ietz facht an verston.

Man sol zů hart kein rietlin biegen,

Es ist ein sundere kunst zů liegen,

Das es geheb sei vnd nit rin;

Liegen hat ein besundern sin,

Ir retten wol anders zů den sachen;

Man můß sie dannocht leidlich machen,

Das erber lüt drin mögen bleiben,

Es sei von mannen oder weiben.

Die bettelmünch sollen nit me sagen,

Wie man keß sol herzů tragen.

Man sol auch nit me am sontag ston

Vnd arme buren bannen lon.[135]

Der ban thůt armen lüten we,

Ach wan er leg in dem boden fee!

So geben die buren tusent pfunt,

Das er leg tusent meil im grunt,

Vnd wer in wider herfür brecht,

Das er bei im da vnden stecht.

Man sol nichtz vff der cantzlen leren,

Dan was man gern wil hören:

Wie man der reichen gelt vnd gůt

Bald teilen wöl mit freiem můt.

Hel ab / tüffel ab vnd fegfeüer ab,

Das sich der arm man fröw darab,

So er in kirchen gat mit leid,

Das er wider heruß gang mit freid.

Wan wir das gůt geteilt haben,

Das er dan auch mög heryn traben

Vff hohen rossen, füchsin schauben,

Die guldin vß den secken klauben.

Quelle:
Thomas Murner: Von dem großen lutherischen Narren, in: Thomas Murners Deutsche Schriften mit den Holzschnitten der Erstdrucke, Band 9, Straßburg 1918, S. 133-136.
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