3.

[170] Kurz vor Garding, rechts am Wege nach Husum, liegt ein netter Hof, auf dessen Lohtüre zwei Drescher, ein kleiner und ein großer, abgemalt sind. Vor vielen Jahren wohnte hier nämlich ein reicher Bauer, der hatte eine hübsche Tochter. Die beiden jungen Drescher bewarben sich um sie, aber dem Vater waren beide gleich lieb und da er keinem unrecht tun wollte, gab er zur Antwort, der solle seine Tochter haben, welcher von ihnen in vierundzwanzig Stunden den meisten Weizen ausdreschen würde. Da entstand auf der Diele ein Dreschen, wie es noch in ganz Eiderstede nicht gesehen war. Keiner gab dem andern nach, das Korn flog nur so aus den Garben; so ging es die Diele hinauf und hinunter und der Tag verging und keiner ließ nach. Als aber der Morgen kam und die Stunden um waren, sanken beide tot nieder und die Braut hat keiner bekommen.


Nach Herrn Storms Mitteilung.

Quelle:
Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 170.
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