44. Der böse Arzt.

[176] Es war einmal ein böser Arzt, der sollte einen braven Mann von einer Krankheit heilen und hätte es auch gekonnt, aber er that es nicht und nahm Alles hin, was in dem Hause des kranken Mannes war und zuletzt hatte der nichts mehr als eine Kuh. Da hörte eines Tages die Magd des Arztes, daß er daheim zu seiner Frau sagte, wie der kranke Mann noch eine Kuh hätte, die wolle er nun auch noch hinnehmen für Kurkosten und wäre ihm doch leicht zu helfen, denn er hätte ein Haar im Magen, davon wäre er krank, und wenn er einen Rettig äße, so würde er von Stund' an gesund. Die Magd aber war mitleidigen Herzens, lief schnell auf den Markt, kaufte dem kranken Manne einen Rettig und brachte ihm den zu essen. Von Stund' an ward er gesund,[176] stand auf und trieb seine Kuh zur Weide, die brüllte so laut und munter, als wollte sie Gott für die Genesung des kranken Mannes danken und klagen über den bösen, bösen Arzt. Die Magd aber ging nicht wieder zu dem bösen Arzte, sondern blieb bei dem armen Manne und heirathete ihn, und die Kuh hat sie genährt mit süßer Milch und gab ihnen alle Jahr ein schönes Kalb und sie lebten glücklich und zufrieden.

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Heinrich Pröhle: Märchen für die Jugend. Halle 1854, S. 176-177.
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