335.

[130] (In Wernigeröder Mundart.)


Hört mahl tau, Liehe, eck will gieg (euch) mahl wat vortellen, wie et meck mahle gahn hat, wat eine wahre Geschichte is. Vor mehren Jahren harre eck ook nischt te daunen (zu thun), da dachte eck, du saste mahl nahn Wulbesklippen nahn Himbeeren gahn, eck stund gieg (ich stand euch) um Twelbe des Nachts ob, un wat harre gieg dat Ding te daunen? Geld harre eck ook nich, da steig eck öber de Muhre,1 wie eck ob der Muhre sat, da sag et uth, als wenn ob jenziet (jenseits) ein grother Körel ging, eck vorföhrte meck aber höllisch, eck steig aber doch runder. Wie eck ob den Graben kam, da sag eck keinen un höre keinen, da ging eck fohrt, eck war aber höllisch angst: wie eck vorn in Schweng kam, da war vor meck eine gefährlige grote schwarte Katte, Katts! sähe eck, wat deist denn du hier schon freimorgens? aber wat meinige denn? disse Katte bleif gieg stahn, un kucke meck[130] grot aan. Eck ging hen nahn Wulbesklippen, un plicke meck mienen Emmer vull Himbeeren, un da bund eck mienen Emmer tau, un bund gieg da en Strick umme, un da huckte eck mienen Emmer ob mienen Puckel, un ging na Hus, da wollet aber schon diester weren; wie eck na der Menneckenlagerstidde kam, da rauete eck erst emal, da kam gieg saun groter schwarter Körel wedder; Donderwäder, dagte eck, kummet denn da schon wedder saun Spauck her? da war eck aber höllisch angest, doch dachte eck, du geist dienen Behuf nahe, deck kann keiner wat dauen; wie eck gieg aber ob den Schwengskobb kam, da kucke eck meck saun betgen taur Siete, da war dei schwarte Kerel weg. Wie eck aber sau midden in Schweng kam, da kucke eck meck sau umme, da kam gieg wedder dei grote schwarte Katte gelopen un reip: S....., ware (warte) mahl, du sast meck obhucken. Wat harre dat Ding gieg te daunen? eck gaf meck oppen Loop (auf den Lauf), et dure aber gar nich lange, buff ginket, da sat meck disse Katte oppen Puckel, un eck moste schlepen wie saun Essel; eck fong gieg an te bäen: Christi Blut Gerechtigkett, so sei mein Schmuck und Ehrenkleid. Dat hulp aber alles nich, miene Katte bleif immer sitten; eck dachte: du lieber Gott, wu wert et deck noch gahen? wie dat Bähen nich hulp, da fong eck an te flauken, da segge eck: Katte, deck schleit dat Donnerwäder doot, wenn eck deck noch lange schlepen mot. Buff ginket, da sprung miene Katte meck vom Puckele runder un leip gieg in Kauborn rinder, un da war gieg en Wintsturm, dat war Gott im Himmel taun Erbarmen; da ging eck na Hus, un hebbe nischt wedder ehört noch esein. Zieh (sieh) sau hat et meck egahn, weil (als) eck bin nahn Himbeeren west; segget Liehe, wat dat te bediehen hat; drum segge eck hiete noch, dat et oppen Schwenge speiken deit; sau vehl will eck gieg aber seggen, dit is gieg keine natirlige Katte west, denn sei war gieg sau grot wie saun Kalf von en Verteljahre, dat kenn gie meck wahrhaftig gleben.

Fußnoten

1 Um nicht dem Thorwärter das Aufschließen bezahlen zu müssen.


Quelle:
Heinrich Pröhle: Unterharzische Sagen. Aschersleben 1856, S. 130-131.
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