Nr. 2. Sankt Anna und die Mutter Gottes.

[2] Anno 1249 hat sich zu Quedlinburg ein greulicher Sturmwind mit Blitz, Donner und Hagel erhoben, und mit einem schweren Regen, dabei Steine eines Fingers lang gefallen, die viel Menschen getötet und die Dächer und Häuser sehr beschädiget, also, daß die Leute zu Quedlinburg sich des gänzlichen Unterganges besorget. Dies Unwetter kam vom Brocken her und währete vom Morgen an bis um ein Uhr nachmittags. Da sind der Rat und Gemeine zusammen gekommen, haben Gott und seiner heiligen Mutter ein Gelübde gethan, diesen Tag St. Annen jährlich mit großer Andacht zu begehen, und an demselben eine Prozession der Mutter Gottes zu Ehren auf dem Monsion-Berge (Münzenberge) anzustellen, eine Messe zu halten und gemeine Almosen zu thun. Solcher großer Hagelsteine sind sonderlich viele auf dem Juden-Kirchhof, itzo Weingarten genannt, gefunden, und ist davon eine ganze Herde Vieh jenseits des Grabens erschlagen worden, sie waren grau und stunken wie Schwefel.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 2.
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