Nr. 10. Die Zwerge im unteren Bodethale.

[7] Im Thalischen Kirchenberge, der neben Bärensdorf liegt und auf dem sich ein runder Hügel befindet, hauste der Zwergkönig Ewaldus. Man sagt auch, daß sich auf dem Kirchenberge ein »Mönch« zeige.

Die Zwerge hielten sich bei Thale in den Höhlen auf. Wer Geschirr leihen wollte, brauchte bloß hinzugehen und zu rufen, so stand es auf seinem Tische. Besonders oft holten die Zwerge auch den eingesäuerten Brotteig fort.

In der Zwergkuhle bei Quedlinburg wohnten Zwerge. Von ihnen liehen die Leute, die auf dem Münzenberge wohnten,[7] Geschirr zu Kindtaufen. Hinter einem Mann namens Gödecke rief einst, als er nach Hause ging, eine Stimme her: »Gödecke! Gödecke! sech mal vor Fredecken, sien Kind wolle starben!« Als Gödecke nach Hause kam, sagte er zu seiner Frau: »Frue, allewiele is mik en artigen Spaß passiert. Röpt einer hinder mik dorch: ›Gödecke, Gödecke, sech mal vor Fredecken, sien Kind wolle starben!‹« Da ertönte eine Stimme: »Verfluchter Gödecke, warum häwwe je kein Soolt in Surdeich edan!« Dies war die Stimme des Zwergs Fredecke, der sich heimlich bei Gödecke aufhielt und seinem Kinde von Gödeckes Brote gebracht hatte. Als die Leute kein Salz in den Sauerteig thaten, wurden die Zwerge krank.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 7-8.
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