Nr. 81. Peter Herm.

[50] Auf dem Schierke war der Knappe in der Mühle immer am Morgen tot. Zuletzt wollte niemand mehr dort Knappe werden, da meldete sich noch ein alter Knappe in den Fünfzigen, Peter Herm. Um elf kommt, als er in der Mühle sitzt, eine Katze und setzt sich bei's Feuer. Er sagt: »Komm her, Kätzchen, und wärme dich!« Da kommt die zweite von der Decke und die erste sagt zur zweiten: »Komm' her, Kätzchen, und wärme dich, spricht Peter Herm zu mich.« Da kommen zwölf Katzen, setzen sich dicht an's Feuer und haben den Mühlknappen immer im Auge. Er haut zu und haut der ersten Katze eine Pfote ab. Da springen sie alle fort. Er steckt die Pfote in die Tasche. Dies ist die Meisterin aus der Mühle und sie ist nachher krank, ihr fehlt die eine Hand. Sie wird verbrannt an den Schnörkelklippen, die knorkeln immer zu. Vor der Hinrichtung sagte sie: »Heute wird ein warmer Tag!« Sie schlug in die Hände und lachte, das Feuer that ihr anfangs nichts. Die Klippe, sagte sie, soll meine Wohnung sein. Sie hat leinen Gewand, dazu eine[50] schwarze Mütze auf, die muß ihr erst abgerissen werden, ehe sie brennt, da fliegt der Satan als schwarzer Vogel fort, da verbrennt sie erst. An der Schnörkelklippe soll sie ausgehauen sein und auch gesagt haben: die Klippe soll meine Wohnung sein.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 50-51.
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