Nr. 89. Die Jungfrau von der Elendsburg.

[54] Im Elendsthale ist eine große Klippe, darinnen wohnet eine Jungfer, die zeigt sich zwischen 11-12 Uhr mit einem silbernen Schlüssel, wer daran rührte, bekam eine Ohrfeige.

Wem die Jungfer von Elend ihren silbernen Schlüssel hin hielt, der sollte ihn mit einem Stocke hinnehmen. Das that ein Köhler, da öffneten sich durch den Schlüssel drei Thüren,[54] dann kam er in eine Höhle, da standen gesattelte Rosse, dahinter lag Pferdemist. Er mußte sich welchen mitnehmen; als er aber über eine Brücke ging, schüttelte er ihn ins Wasser, da klingelte er und war Gold. Der verstorbene Spormann in Elend träumte, er solle nach der Elendsburg oder der Elendsklippe kommen, ging hin und holte einen Eimer voll Gold heraus. Davon, so erzählt man sich, ist das stattliche Gasthaus »Zur deutschen Eiche« erbaut. Es stehet aber noch ein Eimer voll Gold in der Elendsburg. Ein anderer Spormann träumte, er solle einen Koffer voll Gold aus der Elendsburg holen. Als er hin kam, lag eine blutige Pferdelende da. Er fluchte, denn er meinte, sein Traum hätte ihn betrogen; sogleich war die Pferdelende verschwunden und von dem Golde der Elendsburg bekam er nichts.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 54-55.
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