VII.

[120] Es ist einmal ein recht armer Bergmann gewesen, dessen Frau kam nieder mit dem siebenten Kinde. Das hat ihm nun große Sorge gemacht, denn er hat schlechte Strosse gehabt und also hat der Lohn nicht reichen wollen. Eines Abends saß er mit seiner Frau trübselig zusammen, da klopfte es an die Thüre. Gleich darauf trat jemand recht fest auf und der Bergmönch kam herein, gab beiden die Hand und sprach: »Ihr seit ehrliche Leute, ich weiß es, darum will ich euch aus der Not helfen.« Damit gab er der Frau einen Packen Flachs, klar wie die Sonne, dem Manne aber gab er ein Stück Unschlitt, befahl ihnen auch, niemand etwas davon[120] zu sagen. Damit verschwand er. Der Flachs aber hat nicht abgenommen und der Unschlitt ist nicht verbrannt.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 120-121.
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