Nr. 166. Wolfswarte.

[165] Am Bruchberge und besonders in einer bestimmten Gegend desselben waren früher so viele Wölfe, daß, wer dort übernachten mußte, auf die Klippe, die deshalb Wolfswarte genannt wird, sich begab und dort ein Feuer anzündete, sie zu verscheuchen. Einstmals kohlete ein Köhler unweit der Wolfswarte, der erwartete vom Sonnabend bis Sonntag Morgen seine Frau, welche ihm Lebensmittel bringen sollte. Da sie auch am Sonntag Morgen nicht kam, so wollte er ihr entgegengehen, da begegnete ihm ein Wolf, der hatte die Schnauze voll roter Fasern, die waren von dem roten Rocke der Köhlersfrau, welche er etwas weiterhin zerfleischet und getötet hatte. Zuletzt wurden die Waldungen am ganzen Bruchberge wegen der reißenden Tiere, besonders der Wölfe, abgebrannt, und das ist der Grund, weshalb er noch jetzt an vielen Stellen so kahl ist.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 165.
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