Nr. 217. Der Wilddieb von der Sieber.

[208] In der Sieber wurde 1853 ein Wilddieb durch Unvorsichtigkeit eines Jägers erschossen, dem lag vor vier Jahren ein kleiner Junge krank und man verzweifelte, daß er wieder[208] genesen würde; da sprach der Wilddieb: stirbt mir der Junge, so schieß' ich den lieben Gott tot. Richtig, der Junge starb; da ging der Wilddieb hinaus, legte seine Büchse an und schoß in die helle Sonne. Gerade als dies geschehen war, verdunkelte sich durch Zufall die Sonne und der Wilddieb dachte wirklich, er hätte den lieben Gott erschossen, wurde sogar bange, daß ihm die andern deshalb auf den Kittel steigen würden. Kurze Zeit nachher begab es sich, daß seine Frau einen kleinen Jungen bekam, da erkannten alle, die das verstorbene Kind gekannt hatten, in diesem Kinde wieder das erste. Das Kind lebte um 1850 noch, konnte schon, wie es einige Wochen alt war, sprechen und erzählete oft von seiner Himmelsreise.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 208-209.
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