II.

[213] In der Zwerghöhle bei Scharzfeld sind in späterer Zeit viele Menschen gewesen, aber keiner ist ans Ende gekommen. Hinten in dieser Höhle fließet ein Wasser, darüber lieget eine Brücke. Wer über diese Brücke kömmet, der hat gewonnen und erhält viel Gold, Diamanten und dergleichen Schätze mehr, denn in diesem Wasser findet man das reinste Gold. Einst hat es auch ein Jäger versuchet an diese Stelle zu gehen, aber der ist nicht wieder herauskommen. Nachher hat man ihn mit seinem Hunde versteinert in der Mitte der Höhle gefunden. Nur einer ist einmal über den Fluß gekommen,[213] das ist ein Waldarbeiter aus Scharzfeld gewesen, der hat Gehr geheißen. Ihm hat der Böse einen Sack voll Steine gegeben; wie er nun aus der Höhle war, ward ihm der Sack zu schwer, und als er nun sah, daß es Steine waren, die er in dem Sacke hatte, warf er sie wieder vorn in die Höhle. Nur seine Taschen steckte er voll; wie er aber mit den paar Steinen zu Haus ankam, war es lauter Gold. Schnell lief er wieder hin zur Höhle, aber die andern Steine hatte der Böse schon selbst wieder zu sich genommen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 213-214.
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