Nr. 258. Eruna, Auerine, die weiße Jungfer.

[242] Eine Viertelstunde von Stolberg lieget der Klosterkopf, wo früher ein Kloster gestanden hat. Auf der Stelle stehet eine Eiche. Von dieser Stelle soll die weiße Jungfer ausgehen. Ein Mann fand dort nachts um zwölf Uhr frischen Pferdemist, der sich in Gold verwandelt haben würde, wenn er etwas darüber geworfen hätte. Die Jungfer gehet durch die Wälder bis zu dem Holzkopfe, der der Taubentritt heißet. Ein Knabe von sieben Jahren soll sie einst erlösen und bekömmet dann zwölf Tonnen Goldes dafür, die am Klosterkopfe verborgen sind. Sie siehet groß und hager aus, hat große gelbe lange Zähne und große lange Finger. An der Seite hat sie ein großes Bund Schlüssel hängen. Sie zeiget sich auch besonders im Stolberger Engelgäßchen.

Quelle:
Heinrich Pröhle: Harzsagen, zum Teil in der Mundart der Gebirgsbewohner. Leipzig 21886, S. 242.
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