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[289] Er sang von demutsvoller Liebe,

Und harmlos war sein Lied und rein

Wie eines Mägdleins Unschuldstriebe,

Wie Kindestraum, wie Mondenschein,

Dem, wenn er nachts so friedlich leuchtet,

Die Sehnsucht ihren Kummer beichtet;

Er sang von Wehmut, Trennungsharm,

Von Nebelduft und andrem Schwarm,

Von Rosen, die romantisch sprossen;

Er sang von Ländern fern und weit,

Wo in verschwiegner Einsamkeit

Einst bitter seine Zähren flossen;

Er sang von frühem Tod sogar –

Ein halbes Kind von achtzehn Jahr!

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 289.
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