XIX

[382] Freund Lenski war den Abend heute

Sehr aufgeregt und wunderlich,

Bald trüb, bald froh – wie Dichtersleute

Nun einmal sind: erst ließ er sich

Mit düstrer Stirn am Piano nieder,

Griff Mollakkorde, seufzte wieder,

Sah dann verzückt nach Olga hin

Und hauchte: »Wie ich glücklich bin!«

Es wurde spät, der Abschied drängte.

Da war's, als wenn mit einemmal

Ein Übermaß von Seelenqual

Sein sorgenschweres Herz zersprengte.

Sie will ihn halten: »Hör, ein Wort –

Was fehlt dir?« – »Nichts.« So stürzt er fort.
[382]

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 382-383.
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