XLV

[448] Ich weine ... Wenn Ihr Herz in Treue

Noch Ihrer Tanja Bild bewahrt,

So hören Sie: die Scham, die Reue,

Ja, Ihre kränkend rauhe Art,

Dies alles wollt' ich lieber tragen

Als jetzt die Leidenschaft, die Klagen,

Die Tränen, diese Briefe hier.

Denn damals haben Sie mit mir,

Dem Kind, doch Mitgefühl besessen,

An meine Unschuld nicht gerührt ...

Und heut? Was hat Sie hergeführt?

Wie klein gedacht, wie ehrvergessen!

Gibt denn Ihr Herz, Ihr hoher Sinn

Sich solchen niedren Trieben hin?

Quelle:
Puschkin, Alexander Sergejewitsch: Eugen Onegin. In: Gedichte, Poeme, Eugen Onegin, Berlin 1947, S. 448.
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