Dritter Auftritt


[29] Tutu. Quecksilber.


QUECKSILBER. Jetzt wollen wir Abrechnung halten. Wo haben denn Sie und Ihre Mamsell Tochter die Lebensart gelernt, ehrlichen Leuten ihre Kostbarkeiten zu stehlen? Bin ich deswegen in Ihr Land gekommen?

TUTU. Wer hat Ihnens denn gschafft, daß Sie kommen sollen? wären Sie weggeblieben.

QUECKSILBER. Ist das der Dank, daß ich Ihnen alle Vogelhäuseln und alle Hühnersteigen vergolden hab wollen? alle Seekarpfen in Goldfisch verwandeln, damit Sie s' hätten versetzen können, wenn Ihnen 's Geld ausgangen wär?

TUTU. Warum machen Sie denn mich aus? Was geht denn mich Ihr Staberl an? Geben Sie besser acht auf Ihre Sachen; warum haben Sie so herumgeschlagen damit, daß man seines Lebens nicht sicher war, wenn man neben Ihnen gestanden ist.

QUECKSILBER. Warum haben Sie ihrs nicht weggenommen? Hätten Sie Ihre Tochter besser erziehen lassen.

TUTU. Was kann ich mehr tun? Sie hat drei Gouvernanten ghabt: eine von Paris, die andere von Lyon und eine vom breiten Feld. Sie ist sehr gut erzogen, darum darf ich ihr auch nichts sagen, sonst macht s' mich brav aus.

QUECKSILBER. Kurzum, Sie sind ein undankbarer Mensch, und ich nehme Ihre Tochter jetzt nicht mehr.

TUTU. So sind Sie ein schmutziger Mann!

QUECKSILBER. Oh, Sie touchieren mich nicht! Ich kann gar nicht schmutzig sein, denn ich bin ein reicher Mensch, und[29] folglich ein Kerl, der sich gewaschen hat; wo soll da ein Schmutz herkommen?

TUTU. Sie sind ja auf meine Insel herkommen und haben nicht einmal einen Paß ghabt?

QUECKSILBER. Das macht alles nichts! Wenn ich auch keinen Baß und keinen Tenor hab, eine schönere Stimme hab ich doch als Sie.

TUTU. Ja, da bilden Sie sich halt was drauf ein, wenn ein solcher Stutzer einen alten Mann, wie ich bin, ein Klampfl anhängen kann! Meine Tochter ist unschuldig an dem Betrug, Sie sind schuld; warum haben S' just ein goldenes Staberl mitgebracht? hätten S' mit einem Haslinger so herumgschlagen, kein Mensch hätt ihn verlangt, und ein jeder wär Ihnen ausgewichen. Und müssen Sie denn aufs Stubenmädel so hinüberblinzeln, da muß sie ja eifersüchtig werden; das müssen Sie ja nicht tun, – das ist ja nicht schön – Meine arme Zoraidel ist so vor Lieb zu Ihnen völlig damisch. Ich weiß nicht, was sie an Ihnen Schönes findet? Ich muß Ihnen aufrichtig sagen: ich möcht Ihnen nicht, es ist nichts Gschenkts an Ihnen, Sie haben schon keine aufrichtige Physiognomie; da sehen Sie meinen Kopf an, wie alles offen ist.


Sperrt die Augen und den Mund auf.


QUECKSILBER. Ja, bis daher; aber da ist es zu. Deutet auf die Stirn.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 29-30.
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