Dritter Auftritt


[70] Vorige ohne Feuergeist.


PAMPHILIUS. Reden Sie einer nach dem andern! Was hats gegeben?

ERSTER ZAUBERER. Gepriesener Pamphilius, Sie sind nun schon eine lange Zeit in den Diensten des Geisterkönigs.

PAMPHILIUS. Auf Martini wirds zweitausend Jahr.

ERSTER ZAUBERER. Haben Sie nicht selbst bemerkt, daß er Menschen mit Wohltaten überhäuft, die sie mißbrauchen und ihm mit Undank lohnen? Und uns versagt er so vieles.

PAMPHILIUS. Da haben Sie recht.

ZWEITER ZAUBERER. Ja, und wärs nicht besser, wenn er sich von uns infam undankbar lohnen ließ' als von andern?

ERSTER ZAUBERER. Schweigen Sie.

ZWEITER ZAUBERER. Ich kann meine Meinung sagen, ich war auch einmal ein starker Geist, jetzt bin ich halt ausgeraucht.

FEE APRIKOSA. An allem ist die Fee Diskantine schuld, ihre schöne Stimme hat ihn bezaubert.

PAMPHILIUS. Also das ist die einzige Klage gegen den Zauberkönig? Nun, da muß ich Ihnen schon aus dem Traume helfen. Es ist war, Diskantine hat durch ihren Gesang vieles für die Menschen von ihm erwirkt, da sie aber mit ihrer Protektion auf lauter Unwürdige stieß, ist er darüber so erzürnt, daß er sie auf die Spitze eines Berges verbannt und dort in einen Baum verwandelt hat.

ZWEITER ZAUBERER. Was Sie sagen!

PAMPHILIUS. Weil ihn aber ihre herrliche Stimme oft so entzückte, so wollte er ihr dieselbe auch als Baum nicht entreißen.

ERSTER ZAUBERER. Also singt dieser Baum?

PAMPHILIUS. Alles vom Blatt. Doch hat er den Ausspruch getan, daß von dem Augenblicke an kein Sterblicher sich seinem Palaste nähern dürfe, ehe er nicht diesen Berg, ohne sich umzusehen, erstiegen und einen Zweig von dem singenden Baume abgebrochen hat.[71]

FEE AMARILLIS. Und was nützt dieser Zweig?

PAMPHILIUS. Er schützt vor allen Gefahren und geleitet sicher in sein Reich.

ZWEITER ZAUBERER. Wollen Sie mir nicht sagen, mein Scharmantester, wenn sich einer umschaut, was ihm geschieht?

PAMPHILIUS. Sogleich, mein Stupidester – Er wird entweder in ein Tier oder in eine Blume verwandelt. Der böse Genius Koliphonius ist dort angestellt mit zweitausend Rubel jährlich, damit er durch einen listigen Hokuspokus die Leute zum Umschauen bringt – gelingt es ihm, so sind sie in seiner Macht, und dann läßt er sie auch nicht mehr aus. Er hat in der kurzen Zeit schon einen prächtigen Tiergarten beisammen. Und nun? was sagen Sie jetzt von dem Zauberkönig, ist er in Ihren Augen gerechtfertigt?

ALLE. Hoch lebe der Zauberkönig!

PAMPHILIUS. Also folgen Sie mir, ich will Sie melden.

CHOR.

Wie uns die Freude glühend belebt,

Wie sich die Hoffnung mächtig erhebt,

Schnelle Gewährung wird unser Lohn,

Bringen die Bitten wir vor den Thron.

Jauchzet den König aus seiner Ruh,

Ewiges Vivat töne ihm zu.


Alle gehen ab.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 70-72.
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