Neunzehnter Auftritt


[504] Verwandlung.

Reichverzierter, mit Spiritusflammen aus goldnen Lampen aller Art hell erleuchteter Thronsaal. Der Thron befindet sich in der Mitte des Hintergrundes. Durch die Säulen des Saales sieht man in einen reizenden, ebenso beleuchteten Garten.

Kreon auf dem Thron. Alle Edlen seines Reiches umgeben ihn jubelnd. Im Vordergrunde auf der einen Seite Lucine, Atritia. Auf der entgegengesetzten Ewald mit der Fackel und Simplizius. Zwei Genien, die auf einem Kissen eine Krone tragen. Triumphmusik.


ALLES. Dank den Göttern! Ewges Glück unserm teuern König Kreon!

KREON. Heil meinen edlen Freunden. Es stürmt mein Herz, mein Auge perlt Freude. Nehmt eures Königs frohen Dank, der sich in eurer Mitte überglücklich fühlt.


Alles kniet in schönen Gruppen um den Thron.


ALLES. Heil unserm guten König!

EWALD. Arme Fackel, deine Macht ist übertroffen, an diesem Anblick kannst du nichts verschönern.

SIMPLIZIUS. Das ist mir der liebste König von allen, die ich heut noch gsehen hab.

KREON. Doch nun laßt uns der holden Göttin danken, die Thron und Reich gerettet hat.

ALLES. Der hehren Göttin Dank.

LUCINA. Sei glücklich, mein Kreon, Phalarius ist nicht mehr.


Nimmt den Myrtenkranz.


Nimm diese Kron von liebgepaarten Myrten,

Laß die die edle Stirne zart umgürten!

Durch sie wird dein Gemüt nie Leid betrüben

Und stets wird dich dein Volk mit Treue lieben.

KREON.

Verzeih, Lucin, ich darf die Kron nicht nehmen.

Nimm sie zurück, sie würde mich beschämen.

Es soll auch ohne Zauber mir gelingen,

Die Liebe meines Volkes zu erringen.

Und drückt es Leid, in unglücksvollen Tagen

Ist es des Königs Pflicht, mit ihm zu klagen.[505]

LUCINA zu Ewald, welchen sie Atritien zuführt.

Nimm sie, zum Lohn, Atritias Hand und Herz sei dein.

Benütze klug der Wunderfackel rosgen Schein.

Du kannst von deinem Glück nichts Höheres erheischen,

Die eine liebt dich wahr, die andre wird dich täuschen.

SIMPLIZIUS. Wenns nicht etwa umgekehrt ausfallt.

LUCINA. Und nun zu dir, Simplizius.

SIMPLIZIUS. Jetzt kommts auch über mich.

LUCINA. Du warst ein willig Werkzeug meiner Macht. Dich wird der König hier auch nach Verdienst belohnen.

SIMPLIZIUS. Auf d' Letzt setzen s' mir noch einen Lorbeer auf.

KREON. Man zahl ihm tausend Goldstücke aus.

SIMPLIZIUS beiseite. Ich habs ja gleich gsagt, daß mir das der liebste ist. Laut. Ich küß die Hand, Euer Majestät. Beiseite. Jetzt richt ich eine Schneiderwerkstatt auf und heirat die Göttin. Das wird ein himmlisches Leben werden.

KREON zu Ewald. Dich, Fremdling, werde ich stets an meinem Hofe ehren und durch ein Amt belohnen.

EWALD. Mein großer König, Dank.

LUCINA.

Mögt ihr doch lange noch verdientes Glück besitzen,

Lucine wird euch stets mit Huld und Lieb beschützen


Ein rosiges Wolkenlager senkt sich nieder, von Genien umflogen. Lucine legt sich in zarter Stellung auf dasselbe und schwebt in die Luft. Kreon besteigt den Thron, alles gruppiert sich. Griechische Tänzer

und Tänzerinnen führen Gruppen aus, von folgendem Chor begleitet.


Chor.


Schmückt mit Freude diese Hallen,

Laßt des Jubels Ruf erschallen.

Heil Lucine! Heil Kreon!

Tugend findet froh den Lohn.


Ende.


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 504-506.
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