Siebenter Auftritt

[584] Flottwell mit einem Bild in der Hand, sein Bild in jungen Jahren vorstellend. Liese. Hans. Hiesel.


FLOTTWELL. Wie freut mich das, mein Bild in eurem Haus zu finden. Ich könnt es nicht in bessern Händen wissen. Wie ist es an euren Vater gekommen?

LIESE. Der Vater hat uns erzählt: Er hats im Schloß gekauft. Wie alles gerichtlich lizitiert ist worden.

FLOTTWELL seufzt. Ja so!

HANSEL. Und es hat nicht viel gekostet. Es hat kein Mensch was geben wollen dafür.

FLOTTWELL für sich. Schändlich!

LIESE heimlich. Bist still! Weißt du nicht, was der Vater gesagt hat?

HIESEL deutet an den Rand des Bildes. Da steht der Datum, wenn Euer Gnaden geboren sein.[584]

LIESE sieht nach. Den letzten Julius. Freudig. Da ist ja heute Ihr Geburtstag? Ah! das ist schön. Gerade fünfzig Jahr.

ALLE DREI. Wir gratulieren!


Liese läuft fort.


FLOTTWELL. Als die Sonne sank, ward ich geboren. Wenn sie wieder sinken wird? Wo werd ich sein?


Versinkt in Nachdenken.


HIESEL zu Hans. Du, da bin ich vergnügter, wenn mein Geburtstag ist.

HANSEL. Ja, er ist ja schon fünfzigmal geboren. Da gwöhnt mans halt.

LIESE führt Pepi herein, der jetzt als Knäbchen reinlich gekleidet ist und einen großen Blumenstrauß trägt. Da bring ich noch einen Gratulanten.

HANSEL sieht zum Fenster hinaus. Just kommt die Mutter! Läuft hinaus.

LIESE herzlich. Möchten Euer Gnaden noch viele solche Blumen auf Ihrem Weg erblühen! Das wünschen wir alle von ganzem Herzen.

FLOTTWELL nimmt tief ergriffen den Blumenstrauß, sagt. Ich dank euch, liebe Kinder! Und legt ihn auf den Tisch. Ach, warum kann ich euch nur mit Worten danken!


Quelle:
Ferdinand Raimund: Sämtliche Werke. München 1960, S. 584-585.
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