Erster Auftritt.

[36] HEINRICH allein.

Arie.


Der Strom wälzt ruhig seine dunklen Wogen,

Als wäre nichts gescheh'n;

Die Sterne glänzen an des Himmels Bogen,

Als ob sie nichts geseh'n.

Kann menschlich Weh' nicht ihre Ruh' gefährden?

Kein Mitleid ist im Himmel und auf Erden!


Steht auf und verläßt das Fenster.


Verseufzen wird sie nun Tag und Nacht,

Verweinen des liebenden Auges Licht.

Ich kann sie nicht trösten: wo ist die Macht,

Die eherner Mauer Schranken bricht?

O Erde, öffne dich! –

Verschling', begrabe mich!

Man hört unter der Fallthüre ein heftiges Getöse, und gleich nachher das Schloß derselben erbrechen.


Was geht hier vor? – Ein Ueberfall!

Ein feiger Mord! – Wo fliehen? – Nein! – Unschuld

Und Fürstenwort gebieten mir zu bleiben.[36]


Quelle:
Gaspare Spontini: Agnes von Hohenstaufen. Berlin 1837, S. 36-37.
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