Vierter Auftritt.

[40] Der Burggraf. Chor der Fürsten und Ritter.


FÜRSTEN UND RITTER.

Auf! sprenget, erbrechet Riegel und Pforten!

Nichts widerstehe gerechter Wuth!

Gebrochen ist Eid und Bund der Treue,

Man trachtet frevelnd nach Fürstenblut.

Nichts frommte Mahnung, nichts Bitten und Flehen!

So übe Gewalt denn ihr Richteramt!

Wo ist er? – suchet! er darf nicht fallen;

Gebrochen ist Eid und Bund der Treue

Wo Fürsten ein Wüthrich zum Beile verdammt!

BURGGRAF

O Fürsten! wohin reißt Euch die Wuth?

FÜRSTEN UND RITTER.

Wo hält der Tyrann sein Opfer verborgen?

Sprecht, traf den Gefang'nen das blutige Loos?

BURGGRAF.

Mich fraget nicht.

FÜRSTEN UND RITTER.

Er muß noch leben! wir müssen ihn finden,

Und läg' er versenkt in der Erde Schooß.

BURGGRAF.

Nicht steh' ich Euch Rede.[40]

FÜRSTEN

Sprich, blutiger Scherge, bei deinem Leben

Wo ist der Fürst? gieb ihn in unsre Macht.

BURGGRAF.

Ihr braucht Gewalt? – So wißt, er ist nicht mehr.

FÜRSTEN UND RITTER.

Nicht mehr?

BURGGRAF auf den zerbrochenen Stab deutend.

Dies war des Kaisers Spruch: er ist vollbracht.

FÜRSTEN UND RITTER.

O, That der Hölle! Rache für den Mord!


Quelle:
Gaspare Spontini: Agnes von Hohenstaufen. Berlin 1837, S. 40-41.
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