Scena IV

[59] Lorentz zu den Vorigen, im Reisehabite.


LORENTZ. Ei nun, wie ist's denn, der Kutscher will gerne fort, Sie sollen sich doch zauen, daß Sie aufsitzen, denn er wollte heute gerne noch ein paar Meilen fahren.

CLARILLE. Wir kommen gleich jetzund.

CAMILLE. Wollt Ihr denn auch mit, Lorentz, daß Ihr Euch so reisefertig habt angezogen?

LORENTZ. Das versteht sich, denn ich lasse mich zu unserer Jungfern Kammerdiener adelen.

CHARLOTTE. Frau Mutter, schere Sie sich doch einmal herein, daß wir fort kommen.

SCHLAMPAMPE. So kommt doch nun, ihr Rabenäser. Ihr lasset mir doch keinen Friede, weil ihr einen Groschen bei mir merkt. Sie lebe wohl, Frau Gevatterin.


Gehet mit den Töchtern ab.


CAMILLE. Sie gleichfalls, Frau Gevatterin. Winkt Lorentzen. Hört, Hausknecht!

LORENTZ. Was?

CAMILLE. Wo fahret Ihr denn zu?

LORENTZ. Immer nach dem Tore zu.

CAMILLE. Verstehet mich doch recht; ich frage, wie der Ort heißt, wo Euere Jungfern hinfahren, da sie sich adeln lassen.

LORENTZ. Ich denke, es ist dieselbe Stadt, wo Schelmuffsky auf seiner Wanderschaft das Bein gebrochen hat. Doch kann ich's auch eigentlich nicht sagen.

CAMILLE. Je nun, Glücke auf die Reise, und nehmet Eure Jungfern fein in acht, damit sie nicht Unglücke unterwegens nehmen.

LORENTZ. Ei, vor dem Unglücke hat's gute Wege; wenn sie nur keinen Schaden an ihrer Jungferschaft nehmen.

CAMILLE. Drum müßt Ihr sie fein in acht nehmen.

LORENTZ. Deswegen soll ich auch mitfahren.[60]

CAMILLE. Werden sie sich nicht viel wissen, wann sie sie werden eine Spanne höher tragen.

LORENTZ. Und ich werde mich auch keine Saue dünken, wenn ich geadelter Kammerdiener heiße.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 59-61.
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