Zehenter Auftritt

[321] Graf Ehrenfried in einem schwarzen Habite, kleinem Überschlag, kurzen Mäntelchen und schwarzen Sammetmützchen, mit einem schmalen Hütchen, ingleichen Feuerfax, Fortunatus, Friedenschild, Mirax, Narruffsky, Pamphilius, Marode, Sylvester, Damastor und Kilian alle in langen schwarzen Mänteln und ein jedweder ein Buch unterm Arme.


EHRENFRIED.

Ade, du Wollustwelt, mit allen deinen Schätzen,

mein Wandel soll hinfort ein frommes Leben sein.

Ade, du Königshof, du vormals mein Ergötzen,

ich werde hinfort nicht mehr bei dir sprechen ein.

Das Schicksal hat mich nun geführt in einen Orden,

wo nichts als Frömmigkeit und heil'ges Wesen ist;

dem Himmel sei gedankt, daß ich bin Abt geworden,

dieweil mein Herze nun das Zeitliche vergißt.[321]

FORTUNATUS. Ihre Hochwürden, was werden aber Ihro Majestät von der plötzlichen Veränderung denken?

EHRENFRIED. Sagt mir doch nur, mein Herr Kapitänleutenant, wie ich's auf der Welt besser haben könnte als so? Ich habe ja mein schönes Auskommen von so vielen Klöster-Intraden, das ich bei Hofe nicht habe.

FORTUNATUS. Das ist wahr, Ihre Hochehrwürden, Sie haben vortreffliche Intraden, allein Ihre Grafschaft trägt Sie doch auch was Rechtes ein.

EHRENFRIED. Diesen ungeachtet, so bin ich des Hoflebens so überdrüssig, als wenn ich's mit Löffeln gefressen hätte.

FORTUNATUS. Wie Ihro Hochwürden belieben, wenn Sie uns nur auch mit der Zeit zu guten Chargen helfen können.

EHRENFRIED. Darauf habt ihr euch zu verlassen, es soll kein halbes Jahr ins Land gehen, so sollt ihr alle miteinander Patres sein.

ALLE. Wir bedanken uns, Ihro Hochwürden, vor die allzu große Sorgfalt für Dero getreue Diener.

EHRENFRIED besinnt sich. Ein Abt sein und das Hofleben kassieren? Nein, der König mochte auch denken, ich wäre gar ein Bärenhäuter und hätte kein Herz im Leibe. Fort, laßt uns den Habit wieder ablegen. Schreiet. Puff!

ALLE. Puff! Puff! Gehen ab.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 321-322.
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Graf Ehrenfried: Abdruck der Erstausgabe von 1700