Zwölfter Auftritt

[323] Klare, Fortunatus.


KLARE. Ich muß meinen Hauszins haben, oder das Ding muß anders werden.

FORTUNATUS. Je, seid Ihr nicht eine wunderliche Frau, je, tragt doch deswegen keine Sorge, mein gnädiger Herr bezahlt Euch alles, und wenn's 1000 Rthlr. wären.

KLARE. Das heißt immer so; er hätte mich längst bezahlen können.

FORTUNATUS. Das soll auch geschehen.

KLARE. Wenn er das Geld genommen, das er manchmal liederlich verspielt und in den Glückstopf gesetzt, er hatte mich hundertmal bezahlen können.

FORTUNATUS. Es ist wohl wahr, allein ein großer Herr muß ja woran seine Lust haben.

KLARE. Er muß aber auch darbei seinen Respekt in acht nehmen und sich um so eines Bagetells willen nicht so vielmal mahnen lassen.[323]

FORTUNATUS. Je, meine Frau, große Herren, wie mein Herr Graf ist, die machen's bisweilen nicht anders.

KLARE. Es ist aber nicht gut, und wenn ich ja ein großer Herr sein wollte, als wie der Herr Graf auch würklich einer ist, so schaffte ich mir auch ein eigen Haus und ließe mir wegen des Hauszinses keine solche Verdrießlichkeit machen.

FORTUNATUS. Was braucht's aber mein gnädiger Herr, daß er sich hier in dieser Stadt ein Haus kaufte; ja, wenn er continuè hier wohnte; er hat in seiner Grafschaft wohl zehn Häuser.

KLARE. Ei, das glaube ich gar wohl. Ich bin eine arme Frau gegen dem Herrn Grafen, und wenn ich mir an einen fremden Orte eine Stube mietete und sollte mich die Hauswirtin um den Hauszins mahnen lassen, ich dächte, es wäre mir eine große Schande.

FORTUNATUS. Ja, ich kann mir nicht helfen, es ist kein Geld da.

KLARE. So höre ich mein Wunder, ich soll noch länger warten? Ach nein, der Herr Kapitänleutenant kann's nur dem Herrn Grafen hinterbringen, wofern ich heut oder morgen wegen des Hauszinses nicht kontentieret würde, so wollte ich seine Stube zuschließen und wollte weder ihn noch jemand von seinen Leuten wieder in mein Haus lassen. Gehet ab.

FORTUNATUS. Das wär auch was Schönes, und mein Herr Graf dürfte wohl wider seinen Willen Hochzeit machen müssen. Wo wollte er denn hernach seine Braut hinführen? Bei Hofe würde sich's auch nicht wohl schicken, weil alle Gemächer schon besetzt sein.


Quelle:
Christian Reuter: Werke in einem Band. Weimar 1962, S. 323-324.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Graf Ehrenfried
Graf Ehrenfried: Abdruck der Erstausgabe von 1700