Dat nägenteihnte Kapittel

[176] Worüm de Möller wedder in sinen Stäwelschacht kickt; wo ut 'ne Matt en Schepel ward; worüm Hinrich adjüs seggt, un worüm Fridrich de Meinung is, dat de Frugenslüd' wollfeil warden.


As den annern Morgen Möller Voß up sine Gielowsche Mähl ut dat Bedd rute krapen was, satt hei wedder mit den Kopp in de Hand un kek nahdenklich in de Stäwelschächt herinne. »Mutter«, frog hei tauletzt, »heww ick mi gistern mit Hinrichen vertürnt, oder hett mi dat drömt?« – »Ih wo, Vatting«, seggt sin Fru, »du hest em jo ümmertau küßt un hest em ümmer dinen leiwen Sähn nennt, un Fridrichen hest du vel Geld verspraken, wenn du irst en riken Mann wirst, un dat süll denn nu so lang nich duren.« – »Mutting, denn heww ick sihr dämlich Tüg angewen.« – »Dat säd ick di all gestern abend; äwer dunn wullst du dat nich Wurd hewwen.« – »Gott sall mi bewohren!« röp de Möller, »ick kam jo ut de Dummheiten gor nich rut!«

Fridrich kamm herin: »Gun Morgen, Möller! Gun Morgen, Fru! Ick kam blot rinne, Möller, un will Sei seggen, ick heww mi de Sak äwerleggt; ick will dat Geld, wat Sei mi gistern abend verspraken hewwen, noch 'ne Tidlang bi Sei up Tinsen stahn laten, bet ick dat notwendig bruk.« – »Hm!« röp de oll Möller un rögt sick hen un her up den Staul. – »Ja«, säd Fridrich; »äwer ick hadd woll 'ne anner Bed': will'n sei mi nich tau Ostern trecken laten, obschonst dat uter de Tid is?« – »Wotau? Wat hest du vör?« – »Ick wull frigen.« – »Wat? Du frigen?« – »Ja, Möller, ick frig Schult Besserdichen sin Fiken, de nu up den Sloß deint; un wenn Hinrich Voß uns' Fiken frigen deiht un wenn uns' beiden Swigeröllern nicks dorgegen hewwen deden, denn heww ick mi so dacht, kün'n wi jo up einen Dag Hochtid maken.« – Dit was denn nu den ollen Möller doch tau stramm: »Du Snurrer ...!« sprung hei up en grep nah den einen Stäwel. – »Holt, Möller!« säd Fridrich un richt't sick en En'n. »De Redensort paßt sick nich för mi un nich för Sei. Wo dat mit mi steiht, weit ick sid drei[177] Dag', un wo dat mit Hinrichen un uns' Fiken steiht, weit ick sid gistern nahmiddag; ick lagg achter ehr in't Krett un heww allens mit anhürt.« – »Vatting«, röp de Möllerfru, »dit wir dat Best!« – »Dat versteihst du nich!« röp de Oll un schüll in de Stuw' rümme. – »Na, Möller«, säd Fridrich un gung ut de Dör, »äwerleggen S' sick de Sak; wat min Swigervader is, de geiht ok all sid ihrgistern abend in Äwerleggung rümme.« – »Du kannst dinen Schin krigen«, röp de Möller achter em her, »äwer irst tau Jehanni.«

Worüm was de oll Möller denn so arg? Hei müggt doch Hinrichen girn liden; hei sülwst hadd in de letzten Dag' oft doran dacht, dat Hinrich un sin Fiken för enanner passen deden, hei sülwst hadd em gistern sinen »leiwen Sähn« nennt; äwer dat was't eben! Gistern abend hadd em de Punsch taum riken Mann makt, un hüt kek hei as en Snurrer in sin Stäwelschächt; un wenn ok Itzig sick ümstempeln let bet tau Ostern, so was dat 'ne Galgenfrist. – »Vatting«, säd de Möllerfru, »dit is dat Best, wat uns' Fiken un uns passieren künn.« – »Mutter«, säd de Oll, un't was en Glück, dat hei noch kein Stäwel an hadd, hei hadd süs vör Arger mit de Bein trampelt, »ick segg di, dat versteihst du nich! – Wat? – Ick süll Jochen Vossen sinen Sähn, de mit mi in en Prinzeß liggt un de mit en groten Büdel Geld in'n Lan'n rümreis't, min Kind gewen – min bestes, leiwstes Kind! – un süll tau em seggen: dor hest du s', äwer mitgewen kann ick ehr nicks, denn ick bün en Snurrer? – Ne, Mutter, ne! Ick süll de Lappen borgen, worin min einzigst Kind, min lütt Fiken, vör de Tru stünn? – Ne, ne! Irst möt ick wedder in de Wehr!«

So geiht dat oft in de Welt: en grot Glück hängt dicht vör einen ut taum Aflangen, un wenn einer de Hand utrecken will un will't faten, denn is de Hand mit Keden bunnen, un de Keden sünd in lang vergahene Tiden smädt, ahn dat't einer gewohr worden is, un sei sünd wid achter einen fastmakt, so dat einer sei nich aflangen kann. Den Möller sin Ked' was sin Prozeß un woll ok sin slichte Wirtschaft in frühern Tiden, un as hei nu nah dat Glück gripen wull, dunn[178] höll sei em taurügg, un hei bos'te un iwerte sick vergewens. Hei hadd sei nu woll stuw dörchhauen künnt, denn müßt hei äwer tidlewens dat Kedenen'n dörch de Welt slepen as en verlopen Tuchthüsler, un dat led sin Ihr nich.

De oll Mann kunn einen jammern, hei gung jeden ut den Weg' un handtierte för sick allein in de Mähl un in den Stall herüm, as wull hei an desen Dag allens nahhalen, wat hei sid langen Johren versümt hadd. Endlich würd hei erlös't, min Unkel Hers' kamm an, hüt äwerst in en börgerlichen Uptog: »Gun Dag, Voß! Na, uns' Sak is in Richtigkeit.« – Äwer den Ollen was hüt nich lichtglöwig tau Maud', un hei säd kort af: »Ja, wer't glöwt, Herr Ratsherr.« – »Wenn ick't segg, Möller Voß«, säd de Herr Ratsherr un halt en Packet Schriften ut den Wagen un gung mit den Möller in de Stuw', »denn möt dat einer glöwen, denn ick bün hüt hir as Notarius publikus.« – »Mutter«, säd de Möller, »lat uns allein, un du, Fiken, stick uns irst en Licht an.« Dat ded denn nu grad nich nödig, denn 't was hellig Dag; äwer de Oll hadd dat seihn, dat de Herr Amtshauptmann bi en Gerichtsdag ümmer en Waßstock brennen hadd, un hei wull't ok so hewwen, denn dit schint em sekerer, wil't vullstänniger was. Un dormit gung hei an sin Schapp un halt sin Brill herut un set't sei sick up, wat ok nich nödig ded, denn hei kunn kein schrewen Schriwwt lesen; äwer em was doch so, as künn hei mit de Brill beter uppassen; un dorup set't hei einen Disch midden in de Stuw' un twei Stäuhl doran.

As sei nu allein üm den Disch un dat Licht seten, las de Herr Ratsherr mit sihr düdliche Stimm 'ne Schriwwt vör, worin de Jud' gegen den Herrn Ratsherrn sin Börgschaft bet Ostern täuwen wull, un as hei de lesen hadd, läd hei dat Poppier neben sick un kek den Möller mit en Gesicht an, dat sach ut as: »wat seggst nu, Flesch?« – De oll Möller nörrickt nu los mit »Hm« un »Je« un »Äwer« un kratzt sick in de Hor. – »Möller Voß«, säd min Unkel sihr argerlich, »wat sall dat Nörricken? Hir steiht min Sigel unner – seihn Sei, hir! – en Hirsestengel, wil ick ›Herse‹ heit; ick hadd ok en Fallgatter[179] dorup steken laten kunnt, wil dat up Französch ›hersé‹ heit, äwer ick bün nich för de Franzosen – un hir drüm rüm steiht mine Befugnis: not. pub. im. caes., un hir steiht den Juden sin Unnerschrift: Itzig; un wat schrewen is, is schrewen.« – »Dat seggt de Herr Amtshauptmann ok«, säd de Möller un wür en ganz Deil heller utseihn, »wat schrewen is, is schrewen.« – »Wat de seggt, is mi ganz egal, ick, Möller Voß, ick bün dortau set't dörch min Amt, schrewen Schriwwten kräftig tau maken dörch min Sigel. Un dörch dese Schriwwt sünd Sei bet Ostern ut alle Verlegenheit.« – »Ja, Herr, un ick bedank mi ok, äwer wat denn?« – Nu kamm de Reih tau nörricken an minen Unkel: »Hm! Wat denn? – Je – Na! – Na, Möller Voß«, un sin oll gaud Gesicht smet sine ganze Amtsmin as Notorius publikus ut de Dör un set't sick de Minschenfründlichkeit as Brill up sine hübsche Näs' un kek den ollen Möller un de ganze Welt fründlich an, »na, Möller Voß, heww ick bet Ostern Luft schafft, kann ick jo ok wider Rat schaffen, ick bün her kamen un will reinen Disch maken. Dortau is dat äwerst nödig, dat Sei mi all Ehr Ümstän'n vertellen un all Ehr Poppieren wisen.« – Dat gung denn de Möller ok in un vertellte un vertellte, dat en anner Kopp, as min Unkel Hersen sin, ganz düsig worden wir, un hei halte so vel Poppieren rut, dat en annern angst un bang' worden wir; äwer min Unkel was hellschen pükerig in sin Geschäften, hei müggt girn Rätsel lösen un Bindfaden utenanner wiren, hei hürt un las allens mit Geduld, äwer nich mit Vurtel för sin Vörnemen. »Möller Voß«, frog hei endlich, »is't dit all?« – »Ja, Herr«, säd de Möller un let de Uhren hängen as en Tüftenfeld, wenn de Nachtfrost doräwer gahn is, »un dit is noch min Kuntrakt mit dat Stemhäger Amt.« – Min Unkel namm den Kuntrakt un las em so verluren dörch un sach ok ut, as wir em de Peiteßill verhagelt; äwer mit einmal sprung hei up: »Wat's dit? – Wi sünd dormit dörch, Möller! – In Tid von en por Johr sünd Sei en Milljonär! – Dat ganze Stemhäger Amt is mahlpflichtig un de Stadt Stemhagen dortau, hir steiht't in Paragraph vir, un wat seggt Paragraph fiw: Für[180] jeden Scheffel, den der Müller mahlt, kann er rechtlich einen Scheffel als Mahllohn beanspruchen.« – »'ne Matt, Herr Ratsherr!« röp de oll Möller un sprung nu ok tau Höcht, »von jeden Schepel 'ne Matt!« – »Ne! En Schepel! – Hir steiht: für jeden Scheffel einen Scheffel als Mahllohn; un wat schrewen is, is schrewen. Un hir hett de Amtshauptmann dat Amtssigel unnerset't.« – »Herr Ratsherr, Herr Ratsherr, mi summt de Kopp; dat is jo doch man en Verseihn.« – »Verseihn is ok verspelt, un wat schrewen is, is schrewen; dat hett de oll Amtshauptmann Sei jo sülwen seggt.« – »Dat hett hei, Herr«, säd de Möller, »ja, dat hett hei, dat kann ick beswören.«

Un nu gung in den ollen Möller 'ne Utsicht up Erlösung ut de Judenfingern up, un 'ne Utsicht up vele, vele Schepels Kurn un up vele, vele blanke Dalers, denn dat ganze Amt was jo mahlpflichtig, dat müßt em jo kamen. »Herr«, röp hei, »dat kann sick helpen! – Äwer ... äwer ...« – »Voß«, säd min Unkel ärgerlich, »wat hewwen Sei mit Ehr Inwendungen? De Sak is klipp un klor.« – »Ja, Herr, äwer ick mein man, wo ward dat äwer mit de Säck?« – »Mit de Säck? Mit wat för Säck?« – »Mit de Säck, worin mi dat Kurn bröcht ward. Dat Kurn krig ick all, äwer wer kriggt de Säck?« – »Hm«, säd min Unkel, »dat is 'ne swore juristische Frag', Möller, doran heww ick noch nich dacht, un in den Kuntrakt steiht nicks dorvon; wenn ick Sei äwer raden sall, denn behollen Sei sei vörlöpig, denn wat seggt dat Lübsche Recht: beati possidentes, dat heit up Dütsch: wat einer hett, dat hett hei. – Möller, ick heww Sei nu ut allens rutehulpen, äwer eins beding ick mi ut: reinen Mund! Äwer de Sak ward tau keinen Minschen redt – hüren Sei! – tau keinen Minschen! – Mit Itzigen ward ick spreken, de möt Kurn staats Geld annemen, un tau Ostern ward denn allens klor sin un denn, Möller Voß ...« – »Un denn, Herr Ratsherr?« – »Denn kümmt de bore Äwerschuß. – Äwer Möller, de Sak bliwwt in't geheim!«

De Möller versprok dat, un de Herr Ratsherr reiste wedder[181] af, un Hinrich un Fiken segen noch, wo hei von den Wagen ut den Ollen taunickt un den Finger up den Mund läd.

»Fiken«, säd Hinrich, »mi is de Heimlichkeit nich gewen, ick möt reinen Win inschenken; ick gah nah dinen Vader un red mit em.« – »Dauh dat«, säd Fiken. Hadd sei äwer wüßt, wo dat mit den Ollen stunn, sei hadd em woll noch täuwen heiten.

Mit den Ollen stunn dat äwerst heil wunderlich. Hüt morrn was hei en Snurrer un wull sin einzigst Kind nich ahn Mitgift weggewen, hüt abend was hei en riken Mann, un sin einzigst Kind brukt nich jeden tau nemen; sei künn 'ne Madam warden, so gaud as ein. För sinen Kopp was de Wessel tau rasch kamen, hei wüßt nich recht, wat mit em vörgahn wir, dortau kamm nu noch 'ne heimliche Angst, dat dat nich allens so wir, as dat sin müßt, un 'ne grote Unrauh, dat dat, wat gescheihn süll, nich recht wir. »Äwer«, säd hei denn tau sick, »de Amtshauptmann hett sülwst seggt, wat schrewen is, is schrewen; un wat recht is, möt de Ratsherr beter weiten as ick.«

Was hei all in ruhigeren Tiden swor tau en Entsluß tau krigen, so was't in desen Ogenblick gor nich mäglich. As Hinrich sin Gewarw' anbröcht hadd, fung hei von den Prozeß tau reden an un säd, Hinrich süll jo nich glöwen, dat hei en rungeniert Mann wir; em hadden vele in de Fingern hatt, de em hadden dümpeln wullt, äwer noch swemmte hei baben. Hinrich säd nu, hei hadd dat gaud naug in den Sinn, hei hadd sick dat so dacht, die beiden Swigeröllern süllen in Rauh un Freden bet an ehr selig En'n bi em wahnen, un de Möller süll em sin Fiken gewen, un sinen Pachtkuntrakt süll hei em verköpen. Dunn fohrt äwer de oll Möller up: dat glöwte hei sacht! Dor hadd Hinrich woll Lust tau! Äwer keiner süll ihre raupen »halt Fisch!«, ihre hei weck hadd; hei let sick ok nich von en Krabbenwagen äwerführen, noch tau von so'n jungen Burßen, as Hinrich wir. Sinen Kuntrakt! Sinen Kuntrakt wull hei behollen, un wenn en König üm sin Fiken frigt! – So'ne Red' was sick Hinrich nich vermauden nah allen dem,[182] wat vörgahn was, em steg ok de Hitz tau Kopp, un hei säd hastig, de Möller süll »Ja« oder »Ne« seggen, ob hei em sine Dochter gewen wull oder nich. De Möller dreiht sick snubbs üm, kek ut dat Finster un säd: »Ne!« Hinrich dreiht sick ok üm un gung ut de Dör, un 'ne halwe Stun'n nahher höll Fridrich mit Hinrichen sin Fuhrwark up den Möllerhof, un as hei äwer Hinrichen raupen ded, kamm de mit Fiken ut den Goren, un Fiken sach sihr blaß, äwer ok sihr gefaßt ut un säd: »Hinrich, dat Wurd, dat ick di seggt heww, dat holl ick, un du holl't ok!« Hei nickte mit den Kopp un drückte ehr de Hand, gung up de Möllerfru tau, de vör de Dör stunn, säd ehr en por Würd' taum adjüs, steg up den Wagen un führt sachten von den Möllerhof.

As hei en En'n lang von de Mähl af was, röp wat äwer em, un as hei sick ümkek, kamm Fridrich dwars äwer 'ne Eck Roggensaat nah em ran: »Hinrich, wo führen Sei hentau?« – »Nah Stemhagen.« – »Bliwen Sei de Nacht dor?« – »Ja, ick dacht, ick wull de Nacht bi Bäcker Witten bliwen, denn ick wull noch irst mit den Herrn Amtshauptmann reden.« – »Dat möt ick en verstännigen Infall heiten, Hinrich; un ick heww hüt abend ok noch wat in Stemhagen up den Sloß tau dauhn, un mäglich heww ick mit Sei ok noch tau reden, un dörüm, Hinrich, führen S' nich ihre af, as bet ick kamen bün; ick kam äwerst irst lat, wenn allens tau Schick is.« Hinrich versprok, hei wull up em täuwen, un führt nah Stemhagen hentau.

Unnerwegens begegent em Bäcker Witt, de führt mit en Drömt Weiten nah de Mähl un säd: »Na, Hinrich, führen S' man bi mi an, mit Abend un all bün ick ok wedder tau Hus, denn snacken wi en beten mit enanner.«

Je ja! je ja! Dat was all lang' Abend, un de Bäcker was all lang' tau Hus; äwer Hinrich was noch ümmer bi den ollen Herrn up den Sloß. Fridrich was ok all kamen un up't Sloß gahn, un oll Witt säd tau de Strüwingken: »Strüwingken, up de Mähl sünd Geschichten passiert, du sallst dat seihn! Dat de Ollsch sitt un rohrt, dat hett grad nich vel tau bedüden, denn de Tranen sitten ehr wat los; äwer dat Fiken bi den[183] Ollen sin Schellen un Dummheiten still rümme geiht un gor nicks seggt, süh, dat will mi nich gefallen; un de Oll hett hüt wedder sine richtigen Stuken, ut den is nich klauk tau warden. As ick em frog: Vadder, wennihr kann ick mi dat Mehl halen? seggt hei: dor möt ick irst minen Kuntrakt nah fragen. Un as ick säd, ick brukt dat Mehl notwendig taukamen Woch', säd hei, dat wir em ganz egal, hei güng nah sinen Kuntrakt; un as ick wegführt, röp hei mi nah, wenn mi mit dat Mehl en wunnerlich Stück passieren süll, denn süll ick man nah Ratsherr Hersen gahn, de würd mi woll de Sak utenanner setten, wenn hei't för gaud höll.« – »Dat's jo nahrsch«, seggt de Strüwingken.

Dunn kamm Hinrich Voß in de Dör un sach sihr still un einerlei ut, un as de Bäcker von de Mähl anfung, un dat hei dor 'ne snurrige Begegnung förfunnen hadd, brok Hinrich kort af un frog: »Meister Witt, wullen Sei mi woll en Gefallen dauhn?« – »Worüm dat nich?« säd de Bäcker. – »Bi Sei kamen vele Lüd', un Sei hewwen ok Stallrum; ick wull min Pird un Wag' verköpen; will'n Sei mi dorbi nich behülplich sin?« – »Worüm dat nich?« frog Witt; »äwer, Hinrich«, set't hei nah 'ne Wil hentau, un einer kunn binah von buten seihn, wo hei binnen de Gedanken sammelt un tau en Faden anenanner knüppt, woran hei de Unnerhollung wider spinnen wull, »äwer, Hinrich, dat hett jo Tid. – De Mähren – de Mähren süh, nu sünd sei wollfeil, worüm? – Je, wat weit ick! Woll dorüm, will keiner seker is, dat em de Franzos' sei nich äwer Nacht ut den Stall halt; äwer de Mähren – du sallst seihn – sei warden dür – denn – du sallst seihn – in Tid von en por Wochen marschiert allens gegen den Franzosen.« – »Dat heww ick eben von en Mann hürt, de dat beter weiten kann as wi beiden, Meister Witt, äwer dorüm grad will ick sei los sin.« – »Ja«, föll Fridrich in, de bi den Bäcker sine Red' in de Stuw' kamen was, »ja, de Mähren warden dür, un de Frugenslüd' wollfeil. Nah de Mähren ward vel Nahfrag' sin, wenn't losgeiht, un nah de Frugenslüd' wenig; un wenn't vörbi is un de Hälft von de jungen Lüd' dodschaten is, noch[184] weniger. – Un los geiht't! Gistern in Bramborg kreg mi einer bi Sid, de sach ut, as hadd hei de blagen Bohnen all präuwt, un säd tau mi, nah min Utseihn hadd ick mi ok all mit den Schapschinken slept, un wenn ick Lust hadd, so wüßt hei en Flag för mi. – Ick säd, ick wull mi besinnen; äwer gistern is nich hüt, hüt bruk ick mi nich tau besinnen. Ick bün bi de Preußen dissentürt, äwer blot, wil ick Kinner weigen süll bi minen Hauptmann; un gistern besunn ick mi blot, wil ick dacht, ick würd mal min eigen Kinner weigen; un hüt besinn ick mi nich mihr un gah gegen den Franzosen. – Un, Meister Witt, ick heww keinen up de Welt, de nah dat Minig süht, wenn Sei hüren, dat ick furt von de Mähl bün, denn seihn S' nah min Lad'. Un nu adjüs, ick möt des' Nacht wedder nah de Mähl.«

Dormit gung hei. – Hinrich gung em nah. »Fridrich, wat heit dit?« – »Wat dies heit?« frog Fridrich. »Dat will 'ck Sei seggen: wo de ein heit, süht de anner ut. Uns is beiden datsülwig passiert, blot dat Ehr Fiken rohrt un min Fiken lacht. Ick bün ehr nich jung naug. Na, 't schad't ok nich! – Den Mann in Bramborg was ick nich tau olt, un wat den einen sin Uhl is, is den annern sin Nachtigall.« – »Fridrich«, antwurt't em Hinrich sachten, »red nich so lud. Du willst Soldat warden un ick ok.« – »Wat, Sei?« – »Still! – Ja, ick ok. Ick heww kein Fründschaft wid un sid un stah allein in de Welt; nu heww ick mit den ollen Herrn Amtshauptmann redt, un de hett mi verspraken, up min Eigendaum en Og tau smiten; min Mähl in de Parchensche Gegend kann ick jeden Ogenblick verpachten, un min Pird un Wag' verköp ick.« – »Hurah!« röp Fridrich, »Hand her, Kamerad! – Dümurrjöh! Ick sach di dat glik den irsten Morgen an, dat in di en Soldat stek.« – »Ja«, säd Hinrich, »dat is all recht gaud! Den Willen heww ick, äwer wo bliwwt dat Vullbringen?« – »Brauder, wenn einer wat Slichts in den Sinn hett, is de Düwel glik parat, em den Weg tau wisen; uns' Herrgott ward sick von den Düwel nich lumpen laten, hei ward uns de richtigen Weg' woll wisen, denn't geiht för't Vaderland. – Süh, ick kann nich, bet Ostern[185] möt ick bliwen; äwer du führ morgen glik nah Bramborg un frag in dat Wirtshus, wo wi west sünd, nah en statschen Mann mit en grisen Snurrbort un 'ne Nor äwer de rechte Back – du wardst em woll finnen –, un bi den mell di un mi an: ›Fridrich Schult‹, un hadd all deint, brukst äwerst nich tau seggen, dat ick mal von't Kinnerweigen dissentürt bün. Un wenn du't in Richtigkeit hest, denn giww mi Order, denn kam ick.« – »Dat sall gellen!« röp Hinrich. »Un, Fridrich, du grüß jug Fiken von mi un segg ehr, sei süll sick nich stutzig maken laten, wat ick ehr seggt hadd, dat höll ick.« – »Dat will ick bestellen, un nu gun Nacht!« – »Gun Nacht!« Un as Hinrich noch so stunn un up Fridrichen sin Tritten horkt, dunn hürt hei von de Apteikereck her: »Dümurrjöh! Verfluchte Patriotten!«

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 4, Rostock 1967, S. 176-186.
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