Anderter Auftritt

[36] Der würth mit dem wasserkrueg. Peter. Johannes.


DER WÜRTH.

Ein wunder ding! kan nicht erfahren,

Und will mir niemandt offenbahren,

Die heimlichkeit, so unsren Rhat

Beständig in bewegung hat.

Er ist ohn unterlasß beysammen,

Und wird gewis was vorgenommen,

Das jeder mäniglich zu lezt,

Auf ein mahl in verwundrung sezt.

Villeicht kans aber nur geschehen,

Das osterfest hier zu begehen,

Mit einen auserlösnen pracht,

Den mann in rhat zu finden tracht.

Mus also länger nicht verweilen,

Nach haus zu meiner würthschafft eylen,

Dan auf disß so berühmte fest,

Bekomm ich vill, und hoche gäst.

PETTER.

Diß ist der mann, wan wür nicht irren.[36]

JOANNES.

Ja lasß nur mich die anred führen.

Gott grüße euch herzliebster freind,

O das wür so glickseelig seind,

Und euch nach unsren willn und hoffen,

Allhier so zeitlich angetroffen.

WÜRTH.

Ich bin villmehr im höchsten glikh,

Das ich so werthe freind erblickh.

Sagt nur worinn ich könne zeigen,

Das meine dienst euch gänzlich eigen.

Wie lebt der meister? jener mann,

Den ich wohl nicht vergessen kan.

JOANNES.

Da sich die zeith auf ostern wendet,

Hat er uns zu dir hergesändet,

Und bittet dich, auf deinen Saal,

Ihm zuzustehn das ostermahl.

WÜRTH.

Von herzen gern: er soll nur kommen,

Und ist von mir schon aufgenommen.

Ich geb ihm, was sein herz begehrt,

Dan er ist lieb, und Ehrens werth.

Wan euch beliebt mit mir zu gehen,

Und was euch nöthig auszusehen,

Auch zu verkosten meine wein,

Wird mir die freyd nur größer sein.

PETRUS.

Wür folgen dir umb deinen willen,

Und Unsers meisters zu erfillen.

WÜRTH.

Kommt mit mir in die statt herein.

JOANNES.

Dein gütte ist recht ungemein.


Quelle:
Bitteres Leiden, Oberammergauer Passionspiel, Verfasst von Pater Ferdinand Rosner O.S.B., Leipzig 1934, S. 36-37.
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