[127] Die Frau. Der Mann.
DER MANN tritt auf, von rechts. Geliebte, meine Seele, mein Leib, meine Freundin! Laß mich dich halten und fest an mich tun. Ich streichle dich. Ich lege meinen Kopf auf dich und höre deinen Atem. O sprich zu mir. Du bist mit mir mein ganzes Leben gegangen, als ich aufgewacht bin. Du hast den Kopf zurückgeworfen und über die Menschen geschaut, wenn ich schwach wurde. Du warst trotzig, dein Trotz hat mich vorwärtsgetrieben, wenn ich[127] klein war. Du warst fest, ob du auch krank und matt warst, wenn ich schwankte. Du hast geglaubt, und ich habe geglaubt. Mein Liebstes, mein Mensch, meine Schwester, meine Frau, meine Kameradin! Jetzt drück dich an mich, jetzt gib mir deine zärtliche Hand. Meine Stunde ist da. Unsere Stunde ist da. Ich werde hin müssen, mich aufgeben im Blut. Sterben. Ich weiß es. Nichts anderes hilft mehr. Der Feind ist mitten unter uns. Mitten in der Stadt. Ich stoße überall auf ihn, ich kann ihn nicht greifen, er ist unsichtbar. Das ist nicht mehr Verrat! Nicht mehr ein Einzelner ist abgefallen. Sie siegen! Sie zersetzen die Stadt; sie durchdringen die Leiber und die Willen und lähmen sie. Das ist Untergang.
DIE FRAU. Mein Liebster. Das ist auch meine Stunde. Was tust du?
DER MANN. Die Stadt oder ich! Und vielleicht, wenn ich mein Leben zersprenge, brechen sie auf mit mir, unsere Brüder von der Erweckung opfern sich ganz hin; und ich weiß, unser Atem wird in das Volk strömen und sie alle zu freien Menschen emporbrennen!
DIE FRAU. Du willst, und ich will!
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