Fünfter Auftritt.

[14] Die drey Damen, Vorige.


ERSTE DAME. Rüste dich mit Muth und Standhaftigkeit, schöner Jüngling! – Die Fürstinn –

ZWEYTE DAME. Hat mir aufgetragen, dir zu sagen –

DRITTE DAME. Daß der Weg zu deinem künftigen Glücke nunmehr gebahnt sey.

ERSTE DAME. Sie hat jedes deiner Worte gehört, so du sprachst; – sie hat –

ZWEYTE DAME. Jeden Zug in deinem Gesichte gelesen. – Ja noch mehr, ihr mütterliches Herz –

DRITTE DAME. Hat beschlossen, dich ganz glücklich zu machen. – Hat dieser Jüngling, sprach sie, auch so viel Muth und Tapferkeit, als er zärtlich ist, o so ist meine Tochter ganz gewiß gerettet.

TAMINO. Gerettet? O ewige Dunkelheit! was hör' ich? – Das Original? –

ERSTE DAME. Hat ein mächtiger, böser Dämon ihr entrissen.

TAMINO. Entrissen? – O ihr Götter! – sagt, wie konnte das geschehen?

ERSTE DAME. Sie saß an einem schönen[14] Mayentage ganz allein in dem alles belebenden Zipressenwäldchen, welches immer ihr Lieblingsaufenthalt war. – Der Bösewicht schlich unbemerkt hinein –

ZWEYTE DAME. Belauschte sie, und –

DRITTE DAME. Er hat nebst seinem bösen Herzen auch noch die Macht, sich in jede erdenkliche Gestalt zu verwandeln; auf solche Weise hat er auch Pamina –

ERSTE DAME. Dieß ist der Name der königlichen Tochter, so ihr anbetet.

TAMINO. O Pamina! du mir entrissen – du in der Gewalt eines üppigen Bösewichts! – bist vieleicht in diesem Augenblicke – schrecklicher Gedanke!

DIE DREY DAMEN. Schweig, Jüngling! –

ERSTE DAME. Lästere der holden Schönheit Tugend nicht! – Trotz aller Pein, so die Unschuld duldet, ist sie sich immer gleich. – Weder Zwang, noch Schmeicheley ist vermögend, sie zum Wege des Lasters zu verführen. – –

TAMINO. O sagt, Mädchen! sagt, wo ist des Tyrannen Aufenthalt?

ZWEYTE DAME. Sehr nahe an unsern Bergen lebt er in einem angenehmen und reitzenden Thale. – Seine Burg ist prachtvoll, und sorgsam bewacht.[15]

TAMINO. Kommt, Mädchen! führt mich! – Pamina sey gerettet! – Der Bösewicht falle von meinem Arm; das schwör ich bey meiner Liebe, bey meinem Herzen! – Sogleich wird ein heftig erschütternder Accord mit Musik gehört. Ihr Götter! was ist das?

DIE DREY DAMEN. Fasse dich!

ERSTE DAME. Es verkündigt die Ankunft unserer Königinn. Donner.

DIE DREY DAMEN. Sie kommt! – – Donner. Sie kommt! – Donner. Sie kommt! –


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 14-16.
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