Fünfzehnter Auftritt.

[75] Ein altes häßliches Weib kommt aus der Versenkung, hält auf einer Tasse einen großen Becher mit Wasser.


PAPAGENO sieht sie lang an. Ist das für mich?

WEIB. Ja, mein Engel!

PAPAGENO sieht sie wieder an, trinkt. Nicht mehr und nicht weniger als Wasser. – Sag du mir, du unbekannte Schöne! werden alle fremde Gäste auf diese Art bewirthet?[75]

WEIB. Freylich mein Engel!

PAPAGENO. So, so! – Auf die Art werden die Fremden auch nicht gar zu häufig kommen. –

WEIB. Sehr wenig.

PAPAGENO. Kann mirs denken. – Geh Alte, setze dich her zu mir, mir ist die Zeit verdammt lange. – Sag du mir, wie alt bist du denn?

WEIB. Wie alt?

PAPAGENO. Ja!

WEIB. 18. Jahr, und 2. Minuten.

PAPAGENO. 18. Jahr, und 2. Minuten?

WEIB. Ja!

PAPAGENO. Ha ha ha! – Ey du junger Engel! Hast du auch einen Geliebten?

WEIB. J' freylich!

PAPAGENO. Ist er auch so jung wie du?

WEIB. Nicht gar, er ist um 10. Jahre älter. –

PAPAGENO. Um 10. Jahr ist er älter als du? – Das muß eine Liebe seyn! – Wie nennt sich denn dein Liebhaber?

WEIB. Papageno!

PAPAGENO erschrickt, Pause. Papageno? – Wo ist er denn dieser Papageno?

WEIB. Da sitzt er mein Engel!

PAPAGENO. Ich wär dein Geliebter?

WEIB. Ja mein Engel![76]

PAPAGENO nimmt schnell das Wasser, und spritzt sie ins Gesicht. Sag du mir, wie heißt du denn?

WEIB. Ich heiße – Starker Donner, die Alte hinkt schnell ab.

PAPAGENO. O weh!


Tamino steht auf, droht ihm mit dem Finger.


PAPAGENO. Nun sprech ich kein Wort mehr!


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte, von Emanuel Schikaneder, Wien 1791, S. 75-77.
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