1. Scene.

[34] Frauen und Mädchen der Landleute und Jäger, Edwiga und ein Greis sind beim Aufziehen des Vorhanges auf der Bühne und schauen ängstlich nach der Seite links, wo das benachbarte Reich gedacht wird.


EDWIGA.

Hört Ihr rufen, hört Ihr lärmen?

GREIS.

Seht Ihr wilde Krieger schwärmen?

CHOR DER FRAUEN UND MÄDCHEN.

Weh', das Unglück bricht herein!

EDWIGA.

Gräßlich über jenen Höhen

Sah ich das Getümmel zieh'n,

Blut und Waffen mußt' ich sehen,

Schnelle sucht' ich zu entflieh'n.

GREIS.

Eine Schaar schon sah ich weichen,

Muthig drangen And're vor;

Alles ist bedeckt mit Leichen,

Klageschreien dringt empor.[34]

CHOR.

Weh', wie sind wir zu beklagen!

GREIS.

Fasset Muth, nur nicht verzagen –

CHOR.

Doch wir Armen sind allein.

EDWIGA.

Wer wird schützend uns bewahren,

Wenn die wilden Horden nah'n.

GREIS.

Auf der Jagd mit seinen Schaaren

Weilt Alfonso,

Der allein uns helfen kann.

EDWIGA, GREIS UND CHOR.

Weh', das Unglück bricht herein,

Und wir Armen sind allein!

Flüchtlinge aus Leon: Weiber, Kinder und Greise stürzen mit dem Rufe:


»Weh' uns! fliehet! fliehet!«

Von links auf die Bühne. Die Anwesenden geleiten sie, hilfreiche Hand bietend, in das Thal. Alle ab, hinter der Hütte. Die Bühne ist leer.


Quelle:
Franz Schubert: Alfonso und Estrella. Wien 1881, S. 34-35.
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