44. Der betrogene Geiger.

[43] Von A. Schöppner. – Sage von Blonnhofen, unweit Kaufbeuern in Schwaben. C.v.Falkenstein das Buch der Kaisersagen, Burg- und Klostermährchen. S. 123. Volksbüchlein von Auerbacher, II., 178.


Es zog einmal des Weges sacht

Vom nahen Kirchweihschmaus

Ein Geigerlein um Mitternacht

Gen Blonnhofen nach Haus.


Urplötzlich wird es lichterhell

Und laut im finstern Wald, –

Das schönste Wirthshaus steht zur Stell',

Daraus der Lärmen schallt.


Ein Wirthshaus, das mein Geigerlein

Sein Lebtag nicht gesehn,

Was tuhn? Ein Musikantenbein

Kann nicht vorübergehn.


»Ei! Ei! du lieber Fiedelmann,

Du kommst uns eben recht,

Nun fiedle wacker drauf und dran,

Wir zahlen dir nicht schlecht.«


Da streicht auf seiner Violin'

Mit Lust der Musikant;

Für jedes Stückchen lohnet ihn

Ein Goldstück auf die Hand.


So lärmte die Gesellschaft lang,

Bis von dem nahen Ort

Der Morgenglocke Ave klang, –

Husch! war das Völkchen fort.


Und husch! mein armes Geigerlein

Dort unter'm Galgen saß,

Und zählte seine Goldstücklein –

Glasscherben waren das.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 43.
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