89. A Mährlein von der Rusel.

[89] Von J.A.Pangkofer, Gedichte in altb. Mundart 1846. Anm. S. XLI. – Sage aus dem Bayerwalde auf der Rusel bei Deggendorf, wo auf beiden Seiten der Strafe viele Quellen hervorsprudeln.


Duat drob'n af en Beag is a Beagerl,

Im Beagerl drin wiathschaft a Zweagerl

Wos sie hot am Beagerl zuatrog'n

Mit'n Zweagerl, miakt's af, will i sog'n.


Dea Zweagerl is duaten scho hausat

Wohl iatza a voll's Joahrtausat

Und lebt schö still und alloa

Im olten, kluftinga G'stoa.


So olt ols a is und so leizi

So fleißi is a, und freut si,

Doß a thuat no so kräfti si spüan,

Und ko drin im Beagerl handthian.


Z' eascht hot a im Fels mit sein Hammerl

Sie ausg'haut a wundanetts Kammerl,

Na Gangerl dee Kreuz und dee Quea

Tiaf unten und ob'n drüba hea.


Daß drinna net is goar so dunkel,

Hängt af ea viel liachte Karfunkel.

Mit Gold und mit edeln Kristall

Ziat Kammerl und Gangerl ea all.


Diamal ja z' Mittogen in Summa

Thuat's Mannerl zon Beagerl 'raus kumma

Schaut nieda neugieri in's Thal,

Und waarmt si am sunninga Strahl.


Do sicht a drei Lamperl springa,

Do höat a a Deanerl singa,

Und wiar a dees Deanerl schaut,

Do schlagt sei olts Heazerl so laut.


Do hockt a si hi und thuat sinna:

Wiar is 's so langweili do drinna

Wia schö waar's net, wann i drin hätt',

Dees Dannerl so liab und so nett.


Do thuat a si putzen und waschen,

Viel Edelstoa schiabt a in Taschen

Posiali macht ea 's Kumplament

Und 's Deanerl, dees lacht ohne End.


Na thuat a afwoarten maniali

Mit dee Edelstoa, fei und ziali,

Und 's Deanerl, dees freut si so viel

Am glanzenden, blitzaden G'spiel.


Dem Deanerl voneascht is fast grauli,

Do wiad's nach und nach goar votrauli,

Da Zweag so guatmüathi als wild

Wiar a Kind mit en Deanerl spielt.


Da Zweagl, voliabt do geduldi,

Und's Deanerl, so sanft und unschuldi,

Treib'n 's so bis da Winta kimmt hea,

Do is mit en Spiel'n nix meha.


Zon Deanerl sogt schmeichlat do Zweagl:

Geh', schliaf da 'nei in mei Beagl,

'S is trauli und waarm in mein Haus

Und ziat hab' i 's wundavoll aus.


Wia thuat si dees Deanerl freua

An oll dem Schöna und Neua

Vowändt so voständi und schlau

Im Zweagerl sein prächtiga Bau.
[89]

Sichst, sagt a, da wohn' wiar a Prinz i,

Mei Hausrath is künstli und winzi

Und Alles von Silba und Gold,

Wia 's a Weiberl nua wünschen si wollt'.


Ea gibt ihr dee Sachan in d' Hand'l:

Da spiel nua, sagt a, und tand'l

So lang und so viel als di freut

Meintweg'n fuat in Ewikeit.


Und's Deanerl dees loßt si 's net schaffa,

In lauta Tandl'n und Gaffa

Vogißt si si ganz und goar,

Dabei genga hi zeha Joahr.


Da sollt iah und bricht af en Pflasta

A Lilienkranz von Alabasta.

Und si und da Zweagl daschreckt

Foahrn af wia vom Schlafa afg'weckt.


Da Zweagerl no kloa und no schmächti

Si oba a Riesin hochprächti,

A Jungfrau liebreizat und hold

Nua g'wickelt in Lockerln wia Gold.


As klingt ihra schmerzlichs Jamman

Durch alle Gangerln und Kamman,

Da Zweagl ringt d' Handeln und woant,

Und steht in da Eck wia vostoant.


Durch dee Gangeln, so schmohl und so nida,

Ko d' Riesin net aussa meah wida.

As hilft aus der schrecklinga Noth

Da Arma nua endli da Tod.


An Soarg vo lauta Korallen

Mit an Deckel von liachten Krystallen

Voll goldna und Edelstoa-Pracht

Da Zweag füa sei Schatzerl hot g'macht.


Do sitzt a bei ihran Füaßen

Und laßt seine Zahra draf fliaßen

Ohne End' und im ewinga Schmeaz;

Denn an Beagzweag bricht niemal sei Heaz.


Da Zweag, dea muaß woana und trauan,

So lang nua dee Welt no mag dauan,

Zwoa Brünnerln, dee rieseln da h'raus

Seine Zahra vom Zweagen sein Haus.


Viel Veicherl und Röserl pranga

Wo kemma dee Brünnerl ganga,

Eiskalt und kristallen rei,

Und fassen dee Ranfterln ei.


As murmeln wehmüathi und rieseln

In Schatten af glanzaden Kieseln,

Und Jeden, dea trinka draus thuat,

Wiad weh und wiad woanale z' Muath.


Und fragst mi, wo is dees Beagl,

Wo ewi drin woant 's arm Zweagl

Um 's Riesendeandl; 's is halt

Af da Rusel im boarischen Wald.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 89-90.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Neukirch, Benjamin

Gedichte und Satiren

Gedichte und Satiren

»Es giebet viel Leute/ welche die deutsche poesie so hoch erheben/ als ob sie nach allen stücken vollkommen wäre; Hingegen hat es auch andere/ welche sie gantz erniedrigen/ und nichts geschmacktes daran finden/ als die reimen. Beyde sind von ihren vorurtheilen sehr eingenommen. Denn wie sich die ersten um nichts bekümmern/ als was auff ihrem eignen miste gewachsen: Also verachten die andern alles/ was nicht seinen ursprung aus Franckreich hat. Summa: es gehet ihnen/ wie den kleidernarren/ deren etliche alles alte/die andern alles neue für zierlich halten; ungeachtet sie selbst nicht wissen/ was in einem oder dem andern gutes stecket.« B.N.

162 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon