698. Die Burkardswecke.

[233] Mündlich.


Der heilige Burkardus, der der erste Bischof von Würzburg gewesen, ließ einst während einer Hungersnoth bei einem Bäcker Wecke backen, und sie täglich unter die armen Leute vertheilen. Deßhalb feierte das Würzburger Volk lange Zeit hindurch seinen Jahrtag am 14. Oktober mit[233] einer alten Sitte. Es wurden von den Bäckern Wecke von einer eigenen Form, nämlich der eines Ringes, am Festtage des heiligen Burkardus, unter dem Namen der Burkards-Wecke gebacken, und Freunde, die sich zufälliger Weise an selbigem Tage begegneten, grüßten sich um einen Burkards-Weck, den derjenige bekam, so dem andern mit diesem Gruße: »Guten Morgen um einen Burkards-Weck« zuvorgekommen war. Jetzt werden solche Burkardswecke von den Bäckern im sogenannten Burkarder- oder Mainviertel noch gebacken; aber die Sitte, dieselben zu verschenken, ist außer Brauch gekommen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 233-234.
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