924. Schöneggard.

[455] Lexikon von Bayern, III., 300.


Schöneggard heißt ein Weidefeld am Chiemsee in Oberbayern, welches die umliegenden Dörfer gemeinschaftlich inne haben. Nach einer Sage soll Schöneggard von einem Edelmann oder Grafen Namens Braunschweig durch Vermächtniß den Einwohnern der Gerichte Marquartstein, Traunstein, Kling, Rosenheim, Aibling, Hohenaschau und Wildenwarth geschenkt worden sein. Die Veranlassung dazu war folgende. Der Graf hatte nur einen einzigen Sohn, und einen armen Bruder, welcher außer Bayern seßhaft war. Dieser hoffte, seiner Zeit alles Hab und Gut seines reichen Bruders zu bekommen. Nur des Grafen einziger Sohn stand ihm im Wege. Also schrieb er an seinen Herrn Bruder gar freundschaftlich und bat, er möchte doch seinen Sohn auf einige Zeit zu ihm auf Besuch gehen lassen. Es geschah. Der Sohn kam voller Freuden zu seinem Vetter. Der ließ ihn aber zur Stelle ergreifen und tödten und in Oel sieden, darauf die Gebeine zum Zeichen des Todes dem reichen Bruder überschicken. Dieser war vor Bestürzung und Kummer außer sich und wollte nicht mehr in der Gegend bleiben, wo er so glücklich mit seinem Sohne gelebt hatte. So verschenkte er Hab und Gut an die armen Bewohner und zog hinweg. Noch heutiges Tages werden für den unglücklichen Grafen in etlichen Dörfern der Umgegend Gottesdienste gehalten und Brodalmosen ausgetheilt.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 455.
Lizenz:
Kategorien: