Dritter Auftritt

[12] CASPERLE tritt auf mit einem Felleisen. Wenn mich jetzt mein Vater Papa sehen thät, der würd sich gewiss was Rechts freuen. Denn er pflegt' immer zu sagen: Casperle, mach, daß du dein Sach in Schwung kriegst. O jetzund hab ich mein Sach in Schwung, denn ich kann mein Sach haushoch werfen. Wirft sein Felleisen in die Höhe. Ha! jetzund bin ich auf zehn Jahr versorgt, wenn ich gleich in zwanzig nix brauch. Zu allererst Mit stolzer Miene das Felleisen öffnend. hab ich in meinem Ranzen einen funkelnagelneuen Rock; der Ueberzug und das Futter – hehe! liegt aber noch beim Kaufmann im Laden; ich darf aber nur das Geld hinschicken, so krieg ich das Zeug, das Futter, die Knöpfe, alles gleich vom Stück abgeschnitten. Dann hab ich noch ein Paar Stiefeln – die Schäfte und die Sohlen liegen aber noch beim Schuster. Aber Spaß beiseit: es ist doch eine verzweifelte Sach, wenn man ein vacierender Gesell ist und keinen Herrn finden kann. Da lauf ich nun schon eine halbe Ewigkeit herum und[13] kann keinen Dienst kriegen, und wenns so fort geht, behalt ich keine heile Sohl an meinen Füßen und Hunger hab ich dabei, ich wollt alle Berge wegeßen und wenns lauter Pasteten wären, und das ganze mittelländische Meer wollt ich aussaufen und wenns lauter Champagner wär. Aber Potz Blitz Mordbataillon! Hier soll ja ein Wirthshaus sein und ich sehe doch keinen Krug, kein Glas, keinen Wein, kein Bier und auch keinen Kellner. Muß doch einmal Lärm machen. Heida, Kellner, Hausmeister, Kammerdiener, Hausknecht, Kammerjungfer, Wirthschaft! Heda, ein fremder Prassagier ist angekommen.


Quelle:
Simrock, Karl: Doctor Johannes Faust. Frankfurt am Main 1846, S. 12-14.
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