2. Szene.

[56] Sokrates erscheint. Vorige.


DOKTOR FAUST. Wonne! Er ist's! Ehrwürdiger Schatte, vergib, wenn ich deine Ruhe störe.

SOKRATES. Das vermagst du nicht.

DOKTOR FAUST. Ich erkenne dich.

SOKRATES. Sie ist unabhängig und unerschütterlich.

DOKTOR FAUST. Vater, den ich anbete, dessen Dasein die Menschheit verklärt, nimm mich auf zu deinem Sohn, zu deinem Schüler!

SOKRATES. Folge der Natur und du bist's.[56]

DOKTOR FAUST. Sprich! Gib mir die Kraft, gleich dir geduldig Druck und Unrecht zu tragen, lächelnd den Giftbecher zu leeren! Gib mir Ruhe!

SOKRATES. Wandle rein und forsche nach Wahrheit!

DOKTOR FAUST. Ich forsche und irre und falle. Wo ist ihre unfehlbare Bahn?

SOKRATES. Im Frieden der Seele.

DOKTOR FAUST. Wie erlang' ich ihn?

SOKRATES. Denk an deine Bestimmung!

DOKTOR FAUST. Und die ist?

SOKRATES. Unsterblichkeit!

DOKTOR FAUST. Und ihr Ziel?

SOKRATES. Adel! Verschwindet.

DOKTOR FAUST. Ich danke dir! Ha, warum entfliehst du schon? Ich danke dir, edler Lehrer! Nachdenkend.

MEPHISTOPHELES. Was weiter?

DOKOTOR FAUST. Ich will Ruhe, aber auch Kraft emporzustreben.


Quelle:
Soden, Julius von: Doktor Faust. Neustadt a.d. Aisch 1931, S. 56-57.
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