An einen Freund

[284] Nach einem von ihm gegebenen Deklamatorium


Zürne nicht mit den Unsterblichen, dass sie Dir wenig verliehen;

Sättigt doch Gold nicht den Geist, nimmer ein irrdisches Gut!

Siehe, sie flochten in Huld Dir den Kranz voll lieblicher Blüthen,

Senkten des Schönen Gefühl Dir in die fühlende Brust.

Und die Suada ertönt, wie silberne Bogen sich stürzen

Ueber den Felshang herab, laut in die heimische Bucht;

Und der fröhliche Scherz, er stimmet zur heiteren Freude,

Schwebt um die Lippen Dir hold, scheuchet den mürrischen Sinn!

Aber noch lieblicher sind die Laute dem tiefen Gemüthe,

Wenn Du im kräftigen Lied kräftig das Göttliche sprichst,[285]

Wenn Du das Zarte uns malst mit sanften schwebenden Tönen,

Wenn Du, was gut ist und schön, preisest im hohen Gesang.

Habe denn Dank für die Stunden! Sie eilten geflügelt vorüber;

Aber Dein tönender Mund tönet noch lieblich uns nach!

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 284-286.
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