20. Gütchenteich.

[24] Mündlich aus Halle.


An der Nordostseite von Halle, zwischen dem Geist- und Steinthore, liegt ein kleiner Teich, welcher der Gütchenteich oder die Gütchengrube heißt. Aus diesem stammen die Kinder, die in Halle geboren werden. Auch kam zu ihm einst bei Nacht eine Gräfin in schwarzer Kutsche gefahren und verschwand darin. Nach Einigen ist er ohne Grund; doch nach Andern stand an dem Platze früher ein Schloß, welches in die Erde versunken und an dessen Stelle der Teich getreten ist, und bei hellem Wetter soll man noch jetzt die Thurmspitze des Schlosses in der Tiefe schimmern sehen.

Die Kinder, welche zu Glaucha geboren werden, kommen aus dem Teich am rothen Thor (hinter dem Waisenhausgarten); und auch hier soll einst eine Gräfin in schwarzer Kutsche bei Nacht versunken sein.

Quelle:
Emil Sommer: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1. Halle 1846, S. 24-25.
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Sagen, Märchen und Gebräuche aus Sachsen und Thüringen 1845: Mit Sagen aus Halle