Fünfter Auftritt

[43] Leonore. Florestan.


FLORESTAN. Meine Leonore! Geliebtes Weib! Engel, den Gott wie ein Wunder zu meiner Rettung mir gesendet, laß an dies Herz dich drücken. Umarmung. Aber dürfen wir noch hoffen?

LEONORE. Wir dürfen es. Die Ankunft des Ministers, den wir kennen, Pizarros Verwirrung und vor allem Vater Roccos tröstende Zeichen sind mir ebenso viele Gründe, zu glauben, unser Leiden sei am Ziele und die Zeit unseres Glückes wolle beginnen.

FLORESTAN. Sprich, wie kamst du hierher?

LEONORE schnell. Ich verließ Sevilla, ich kam zu Fuß in Manneskleidern, der Kerkermeister nahm mich in seine Dienste, dein Verfolger selbst machte mich zum Schließer.[43]

FLORESTAN. Treues Weib! Frau ohnegleichen! Was hast du meinetwegen erduldet!

LEONORE. Nichts, mein Florestan! Meine Seele war mit dir; wie hätte der Körper sich nicht stark gefühlt, indem er für sein besseres Selbst kämpfte?


Nr. 15. Duett


LEONORE.

O namenlose Freude!

Mein Mann an meiner Brust!

FLORESTAN.

O namenlose Freude!

An Leonorens Brust!

BEIDE.

Nach unnennbarem Leide

So übergroße Lust!

LEONORE.

Du wieder nun in meinen Armen!

FLORESTAN.

O Gott, wie groß ist dein Erbarmen!

BEIDE.

O Dank dir, Gott, für diese Lust!

Mein Mann / Weib, mein Mann / Weib an meiner Brust!

FLORESTAN.

Du bist's!

LEONORE.

Ich bin's!

FLORESTAN.

O himmlisches Entzücken!

Leonore!

LEONORE.

Florestan.

BEIDE.

O namenlose Freude!

Nach unnennbarem Leide

So übergroße Lust!


Quelle:
Ludwig van Beethoven: Fidelio. Stuttgart 1970, S. 43-44.
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