Achter Auftritt

[46] Vorige. Rocco, durch die Wachen dringend, hinter ihm Leonore und Florestan.


ROCCO.

Wohlan, so helfet! Helft den Armen!

PIZARRO.

Was seh ich? Ha!

ROCCO zu Pizarro.

Bewegt es dich?

PIZARRO zu Rocco.

Fort! fort!

FERNANDO zu Rocco.

Nein, rede!

ROCCO.

All Erbarmen

Vereine diesem Paare sich.


Florestan vorführend.


Don Florestan –

FERNANDO staunend.

Der Totgeglaubte,

Der Edle, der für Wahrheit stritt?

ROCCO.

Und Qualen ohne Zahl erlitt.

FERNANDO.

Mein Freund! Mein Freund! Der Totgeglaubte? –

Gefesselt, bleich steht er vor mir.

ROCCO UND LEONORE.

Ja, Florestan, Ihr seht ihn hier.

ROCCO Leonore vorstellend.

Und Leonore –

FERNANDO noch mehr betroffen.

Leonore?

ROCCO.

Der Frauen Zierde führ ich vor.

Sie kam hierher –

PIZARRO.

Zwei Worte sagen –

FERNANDO.

Kein Wort!


Zu Rocco.


Sie kam –

ROCCO.

dort an mein Tor

Und trat als Knecht in meine Dienste

Und tat so brave, treue Dienste,

Daß ich – zum Eidam sie erkor.

MARZELLINE.

O weh mir, was vernimmt mein Ohr!

ROCCO.

Der Unmensch wollt' in dieser Stunde

Vollziehn an Florestan den Mord.[46]

PIZARRO in größter Wut.

Vollziehn mit ihm!

ROCCO auf sich und Leonore zeigend.

Mit uns im Bunde!


Zu Fernando.


Nur Euer Kommen rief ihn fort.

CHOR sehr lebhaft.

Bestrafet sei der Bösewicht,

Der Unschuld unterdrückt.

Gerechtigkeit hält zum Gericht

Der Rache Schwert gezückt.


Pizarro wird auf einen Wink Fernandos von der Wache abgeführt.


FERNANDO zu Rocco.

Du schlossest auf des Edlen Grab,

Jetzt nimm ihm seine Ketten ab –

Doch halt! – Euch, edle Frau, allein,

Euch ziemt es, ganz ihn zu befrein.

LEONORE nimmt die Schlüssel, löst in größter Bewegung Florestan die Ketten ab; er sinkt in Leonores Arme.

O Gott! – Welch ein Augenblick!

FLORESTAN.

O unaussprechlich süßes Glück!

FERNANDO.

Gerecht, o Gott, ist dein Gericht!

MARZELLINE UND ROCCO.

Du prüfest, du verläßt uns nicht.

ALLE.

O Gott! o welch ein Augenblick!

O unaussprechlich süßes Glück!

Gerecht, o Gott, ist dein Gericht,

Du prüfest, du verläßt uns nicht!

CHOR.

Wer ein holdes Weib errungen,

Stimm' in unsern Jubel ein!

Nie wird es zu hoch besungen,

Retterin des Gatten sein.

FLORESTAN.

Deine Treu' erhielt mein Leben,

Tugend schreckt den Bösewicht.

LEONORE.

Liebe führte mein Bestreben,

Wahre Liebe fürchtet nicht.

CHOR.

Preist mit hoher Freude Glut

Leonorens edlen Mut.

FLORESTAN vortretend und auf Leonore weisend.

Wer ein solches Weib errungen,[47]

Stimm' in unsern Jubel ein!

Nie wird es zu hoch besungen,

Retterin des Gatten sein.

LEONORE ihn umarmend.

Liebend ist es mir gelungen,

Dich aus Ketten zu befrein.

Liebend sei es hoch besungen:

Florestan ist wieder mein!

CHOR.

Wer ein holdes Weib errungen,

Stimm' in unsern Jubel ein!

Nie wird es zu hoch besungen,

Retterin des Gatten sein.

LEONORE.

Liebend sei es hoch besungen:

Florestan ist wieder mein!

ALLE ÜBRIGEN.

Nie wird es zu hoch besungen,

Retterin des Gatten sein.[48]

Quelle:
Ludwig van Beethoven: Fidelio. Stuttgart 1970, S. 46-49.
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