Dritter Auftritt.

[8] Osmin, hernach Pedrillo.


OSMIN allein. Könnt' ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen, wie den Pedrillo; so einen Gaudieb, der Tag und Nacht nichts thut, als nach meinen Weibern herum zu schleichen, und zu schnobern, ob's nichts für seinen Schnabel setzt. Aber ich laure ihm sicher auf den Dienst, und wohl bekomm' dir die Prügelsuppe, wenn ich dich einmal beym Kanthaken kriege! – Hätt' er sich nur beym Bassa nicht so eingeschmeichelt, er sollte den Strick längst um den Hals haben.

PEDRILLO. Nun, wie stehts, Osmin? Ist der Bassa noch nicht zurück?

OSMIN. Sieh darnach, wenn du's wissen willst.

PEDRILLO. Schon wieder Sturm im Kalender? – hast du das Gericht Feigen für mich gepflückt?

OSMIN. Gift für dich, verwünschter Schmarotzer![8]

PEDRILLO. Was in aller Welt ich dir nun gethan haben muß, daß du beständig mit mir zankst. Laß uns doch einmal Friede machen.

OSMIN. Friede mit dir? mit so einem schleichenden spitzbübischen Paßauf, der nur spionirt, wie er mir eins versetzen kann? Erdrosseln möcht' ich dich! –

PEDRILLO. Aber sag nur, warum? warum?

OSMIN. Warum? – weil ich dich nicht leiden kann.


Solche hergelaufne Laffen

Die nur nach den Weibern gaffen,

Mag ich vor den Teufel nicht.

Denn ihr ganzes Thun und Lassen

Ist, uns auf den Dienst zu passen,

Doch mich trügt kein solch Gesicht.

Eure Tücken, eure Ränke,

Eure Finten, eure Schwänke,

Sind mir ganz bekannt.

Mich zu hintergehen,

Müßt ihr früh aufstehen,

Ich hab' auch Verstand.

Drum, beym Barte des Propheten!

Ich studiere Tag und Nacht,

Ruh nicht, bis ich dich sch' tödten,

Nimm dich, wie du willst, in acht.

PEDRILLO. Was bist du für ein grausamer Kerl, und ich hab dir nichts gethan.

OSMIN. Du hast ein Galgengesicht, das ist genug.
[9]

Erst geköpft,

Dann gehangen,

Dann gespießt

Auf heiße Stangen,

Dann verbrannt,

Dann gebunden

Und getaucht;

Zuletzt geschunden.


Geht ins Haus.


Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail. Wien 1782, S. 8-10.
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