Zehnter Auftritt.

[19] Vorige, Osmin.


OSMIN. Wohin?

PEDRILLO. Hinein!

OSMIN zu Belmonte. Was will das Gesicht? – Zurück mit dir, zurück!

PEDRILLO. Ha, gemach, Meister Grobian, gemach! er ist in des Bassa Diensten.

OSMIN. In des Henkers Diensten mag er seyn! Er soll nicht herein![19]

PEDRILLO. Er soll aber herein!

OSMIN. Kommt mir nur einen Schritt über die Schwelle –

BELMONTE. Unverschämter! Hast du nicht mehr Achtung für einen Mann meines Standes?

OSMIN. Ey, ihr mögt mir vom Stande seyn! – Fort, fort, oder ich will euch Beine machen.

PEDRILLO. Alter Dummkopf! Es ist ja der Baumeister, den der Bassa angenommen hat.

OSMIN. Meinethalben sey er Stockmeister: nur komm er mir hier nicht zu nahe. Ich müßte nicht sehen, daß es so ein Kumpan deines Gelichters ist, und daß das so eine abgeredte Karte ist, uns zu überlisten. Der Bassa ist weich wie Butter, mit dem könnt ihr machen, was ihr wollt: aber ich habe eine feine Nase. Gaunerey ist's um den ganzen Kram, mit euch fremden Gesindel; und ihr abgefeimten Betrüger habt lange euer Plänchen angelegt, eure Pfiffe auszuführen. aber wart ein bischen! Osmin schläft nicht. Wär' ich Bassa, ihr wär't längst gespießt. – Ja! schneid't nur Gesichter, lacht nur hönisch in Bart hinein!

PEDRILLO. Ereifere dich nicht so, Alter; es hilft dir doch nichts. Sieh, so eben werden wir hinein spatzieren.

OSMIN. Ha! das will ich sehen! Stellt sich vor die Thüre.

PEDRILLO. Mach keine Umstände. –

BELMONTE. Weg, Niederträchtiger!

[20] Terzet.


OSMIN.

Marsch! Marsch! Marsch! trollt euch fort!

Sonst soll die Bastonade

Euch gleich zu Diensten stehn.

BELMONTE UND PEDRILLO.

Ey, ey! Das wär ja Schade,

So mit uns umzugehn.

OSMIN.

Kommt mir nicht näher.

BELMONTE UND PEDRILLO.

Weg von der Thüre.

OSMIN.

Sonst schlag' ich drein.

BELMONTE UND PEDRILLO.

Wir gehn hinein.


Sie drängen ihn von der Thüre weg.


OSMIN.

Marsch, fort!

BELMONTE UND PEDRILLO.

Platz, fort!

OSMIN.

Ich schlage drein!

BELMONTE UND PEDRILLO.

Wir gehn hinein!


Sie stossen ihn weg und gehn hinein.


Ende des ersten Aufzugs.
[21]

Quelle:
Wolfgang Amadeus Mozart: Die Entführung aus dem Serail. Wien 1782, S. 19-22.
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